Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler hat klammheimlich ihre Ankündigung für eine Kostenübernahme von Cannabis als Medizin ab dem Jahr 2016 revidiert. Anfang des Jahres hieß es noch „Das Gesetz solle noch dieses Jahr durch den Bundestag, damit es ab nächstem Jahr greife“.
Im Mai versah Mortler ihre Ankündigungen noch mit dem Attribut „zeitnah“: „Ich bin zuversichtlich, dass wir zeitnah eine entsprechende Reglung auf den Weg bringen werden.“
Im Juni kam mit einer Antwort der Drogenbeauftragten auf abgeordnetenwatch.de ein deutliche Relativierung dieser Ankündigung: „Eine solche Gesetzesinitiative wird derzeit im Ministerium vorbereitet, sie soll spätestens 2016 verabschiedet werden.“
Gegenüber der WELT erklärte sie im Juli: „die genaue Gesetzesformulierung im Detail noch diskutiert“ – Angaben zum Wann sind in diesem Artikel nicht zu finden.
Damit ich für meine Rede auf der Hanfparade 2015 vor dem Bundesministerium für Gesundheit noch einermaßen frisch zu sein, fuhr ich vom Washingtonplatz mit der S-Bahn zur Friedrichstraße. Dort wartete ich auf die Ankunft des Demonstrationszugs der Hanfparade. Durch die Brücke über die Spree hat man vom Friedstadt-Palast keine durchgehende Sicht auf die Friedrichstraße vom S-Bahnhof kommend. Deswegen konnte ich den imposanten Anblick der über die Brücke kommenden und damit erscheinden Hanfparade genießen. 10 Minuten konnte ich filmen, danach beendet mein Handy leider immer die Aufnahme. Dies hatte ich leider vergessen, sonst wären noch weitere 10 Minunten mit Menschenmassen dokumentiert worden. Es war sehr beeindruckend wie als noch weitere Hanffreunde kamen, auch nach dem Putztrupp der BSR strömten immer weiter Demonstraten der Hanfparade auf den Platz vor dem Gesundheitsministerium und Sitz der Bundesdrogenbeauftragten.
„Einfach mal nicht unter Strom zu stehen“ Mit Cannabis und Ritalin gegen ADHS
von Maximillian Plenert
Medizinisches Cannabis hat viele Einsatzgebiete: Von Kopfschmerzen über entzündliche Darmerkrankungen und Depressionen bis hin zum Tourettesyndrom. Das lange Zeit verrufene Kraut könnte für vielen Menschen ein Segen sein. Dennoch ist es illegal und der Zugang zu Cannabis als Medizin versperrt. Der Weg zu einer Ausnahmegenehmigung ist für Patienten oft entweder gar nicht erst bekannt oder mit zu vielen Hürden belegt. Deutschlandweit gibt es derzeit nur etwa 400 Patienten, die ihre Krankheiten mit medizinischem Cannabis aus der Apotheke behandeln dürfen. 18 Patienten leben in Berlin, Maximilian Plenert ist einer von ihnen. Der Diplomphysiker bekam vor zwei Jahren die Diagnose ADHS, inzwischen darf der DHV-Mitarbeiter auch Cannabis aus der Apotheke kaufen.
In einer schriftliche Fragen fragte in der Abgeordneter Frank Tempel (DIE LINKE.): „Was hindert die Bundesregierung daran die Lieferengpässen bei Medizinal Cannabisblüten zu erfassen?“ Auf der Website gibt es zudem ein Posting zu dieser Anfrage. Hier die vollständige Frage sowie die Antwort aus der Bundesgierung aus Drucksache 18/5633 vom 24.07.2015:
Was hindert die Bundesregierung daran, die Daten der Patientinnen und Patienten mit einer Ausnahmegenehmigung zur medizinischen Verwendung von Cannabis (etwa die vom Arzt durch die Apotheken angeforderte monatliche Höchstmenge an Cannabis oder die von den Patientinnen und Patienten halbjährlich angegebene Verbrauchsmeldung) mit den Daten der Firmen, welche die aus den Niederlanden nach Deutschland importieren und folglich die importierten Mengen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dokumentieren müssen, zusammenzuführen, um die bisher fehlende statistische Erfassung von Lieferengpässen (vgl. Antwort der Bundesregierung zu Frage 26 auf Bundestagsdrucksache 18/4539) im Sinne der zukünftigen Verbesserung der Versorgungslage für schwerstkranke Patientinnen und Patienten zu vermeiden?
Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz Weiterlesen →
In einer Studie mit 5700 Männer mit einem Durchschnittsalter von 20 Jahren in der Schweiz wurde die Wirksamkeit von gesetzlichen Massnahmen zur Alkoholprävention geprüft. Das Ergebnis: „Je mehr gesetzliche Massnahmen zur Alkoholprävention in einem Kanton in Kraft sind, desto weniger junge Männer trinken übermässig. Dies gilt jedoch nicht für Konsumenten mit einer Tendenz zu risikoreichem oder antisozialem Verhalten.“ heißt es in der Pressemitteilung „Alkoholgesetze wirken bei jungen Männern präventiv“ der Universität Zürich vom 29.07.2015. Damit versagen allgemeine Maßnahmen gerade bei den besonders gefährdeten Hochrisikogruppen :-/
Hier die Liste der gesetzlichen Maßnahmen, beginnend mit der am seltensten genutzte Option:
Prohibition of the dissemination of alcohol to underage people by people with legal access to alcohol
Special protection measures for adolescents
Restrictions on when alcohol can be sold
Special turnover tax for on- and off-premise alcohol sellers
Restrictions on alcohol advertisements
Restrictions on where alcohol can be sold
Probes of purchases by underage persons to enforce underage drinking laws
Syrup regulation b
a) These measures included particularly restricting the serving of adolescents at on-premise outlets in the evening and at night and increasing the national minimum legal drinking age.
b) This regulation states that on-premise outlets must provide at least one non-alcoholic beverage sold cheaper than the cheapest alcoholic drink.
Die Schauspielerin Christine Kaufmann ist die dritte Person in meiner Liste „Prominente deutschsprachige Cannabiskonsumenten“. Ihre größeren Erfolge waren die Filme Stadt ohne Mitleid (1961) und Wie ein Blitz (1970), ihre Filmografie ist ausgesprochen lang. Angesichts der Jahreszahlen wundert es mich nicht sie nicht zu kennen.
„Ich finde es erschütternd, dass in Deutschland jede Art von Ehrlichkeit übel genommen wird. Der Fall Wickert zeigt deutlich, dass man nicht gleich ein Junkie wird, wenn man mal geraucht hat. Wer damals kein Hasch geraucht hat, an dem ist diese tolle Zeit vorbeigegangen. Ich habe interessante Erfahrungen damit gemacht und möchte sie nicht missen. Heute rauche ich nicht mehr, weil ich in meinem Alter am nächsten Morgen nicht mehr aus dem Bett kommen würde.“
Laut den „Eurobarometer“-Umfragen sinkt die Zustimmung für das Verbot von Drogen wie Cannabis unter jungen Menschen in Europa. Auch bei der Droge Tabak findet die Idee eines Verbotes immer weniger Zustimmung. Am deutlichsten ist der Meinungsumschwung bei Cannabis. Was in dieser Graphik nicht zu sehen ist: Die Werte und ihre Entwicklung schwanken innerhalb von Europa, ich entsinne mich an eine Meldung hierzu aus Österreih. Dort hat das Verbot von Cannabis – im Gegensatz zu Deutschland – keine Mehrheit mehr.
Quelle: Roland Simon, EMCDDA, Lissabon, Vortrag „Epidemiologie des Cannabiskonsums in Deutschland und Europa. Zusammenhänge zwischen Verbreitung, Gesetzeslage und Behandlungsnachfrage.“, Fachtagung 2015 „CANNABIS FUTURE – Jenseits von Ideologie“, 08. Juni 2015
Die gute Nachricht: Cannabis kommt immer mehr im Mainstream an. Positive Meldungen zu Cannabis als Medizin wie „Cannabis beschleunigt die Heilung von Knochen“ auf aponet.de und vermutlich auch im dazugehörigen Printmedium, helfen das verzerrte Bild der Gesellschaft geradezurücken.
Die schlechte Nachricht: Es wird weiterhin viel Mist geschrieben wie in der Einleitung: „Eine Substanz aus der Hanfpflanze, die so gut wie keine Auswirkungen auf die Psyche hat“- Es geht in dem Artikel um THC und CBD, den beiden mit Abstand wichtigsten Wirkstoffen von Cannabis, die Formulierung „eine Substanz aus der Hanfpflanze“ klingt eher nach dem Gegenteil. Danach geht es im Artikel dann mit nur um CBD. CBD ist kaum psychoaktiv im Sinne eines Highs wie bei Cannsbis, aber die Beschreibung „so gut wie keine Auswirkungen auf die Psyche“ ist hier wieder zu vage. CBD wirkt angstlösend, antidepressiv und wegen seiner antipsychotischen Wirkung finden inzwischen klinische Studien zum Einsatz bei Schizophrenie statt.