Nachrichten zum Thema Drogen und Drogenpolitik Oktober und November 2010

Hier ein kleiner Überblick über die meiner Meinung nach wichtigsten Nachrichten zum Thema Drogen und Drogenpolitik Oktober und November 2010: In Kalifornien bekommt die Legalisierung knapp keine Mehrheit, die Europäische und die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht legen ihre Berichte vor, die Bundesregierung erlaubt ein klein wenig mehr Cannabis als Medizin in Deutschland und der Grüne Promi Tom Koenigs fordert Legalisierung aller Drogen. Die Meldungen des Deutschen Hanf Verbandes stammen aus meiner Feder.
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Kommentar: Das Propagandaamt der Bundesregierung bei der Arbeit

Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung titelt zum Bericht der Deutschen Beobachtungachtungsstelle für Drogen und Drogensucht „Konsum illegaler Drogen geht zurück“ und bejubelt den angeblichen Erfolg der Drogenbeauftragten: „Der riskante Konsum illegaler Drogen [konkret erwähnt werden Cannabis und Kokain] und die Drogenabhängigkeit junger Menschen sind in Deutschland weiter rückläufig. Das zeigt: Die Drogen- und Suchtpolitik wirkt.“ – Nur komisch dass in der Pressemitteilung des Drogenbeauftragten und dem Bericht selbst das Gegenteil steht.
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Die Kosten des Drogenverbotes

Das libertäre Cato Institute hat eine Studie von Jeffrey A. Miron und Katherine Waldock veröffentlicht, in der die Ausgaben für die versuchte Durchsetzung des Drogenverbotes und die entgangenen Steuereinnahmen für die USA berechnet wurden. Derartiges Datenmaterial lädt gerade dazu ein, eine Schätzung für die Kosten des Drogenverbotes in Deutschland anzustellen. Weiterlesen

Ist Niedersachsen repräsentativ für den Drogenkonsum in Deutschland?

Ich werte derzeit für den Deutschen Hanfverband die Große Anfrage „Cannabispolitik in Niedersachsen“ der Fraktion DIE LINKE aus.

Hauptdatenquelle für Angaben zum niedersächischen Drogenkonsum in der Antwort der Landesregierung das Epidemiologische Suchtsurvey (ESA) und die Drogenaffinitätsstudie (DAS) – beides bundesweit durchgeführte Studien. Zahlen für speziell für Niedersachsen fanden keine, sondern: „Entsprechend dem Bevölkerungsanteil wurden die Zahlen auf Niedersachsen heruntergebrochen.“ – wie beispielsweise in „Tabelle 1: Illegale Drogen in Deutschland im Vergleich zu Niedersachsen“ dargestellt.
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Der heilige Krieg gegen die Narcoguerrilla

War on Drug is War on People, Culture and Environment

„Ich glaube, der erste Schritt zu einer realistischen Lösung des weltweiten Drogenproblems muss darin bestehen, das Scheitern der Methoden anzuerkennen, womit man dieses Übel zu bekämpfen versucht. Mehr noch als die Drogen sind es die Methoden, welche die meisten Probleme verursacht, erschwert oder verschärft haben. Darunter haben sowohl die Produzenten, als auch die Konsumentenländer zu leiden.“ Mit diesen Worten beginnt ein Manifest des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez aus dem Jahr 1993. Darin beschreibt er seine südamerikanische Sichtweise auf den War on Drugs und wie US-Präsident Ronald Reagan seiner Heimat die angeprangerten, aggressiven und repressiven Methoden aufzwang. Schon die ersten internationalen Drogenverträge waren Beschlüsse westlicher Nationalen, meist Kolonialmächte. Deren weltweite Durchsetzung, der sich die USA im besonderen verschrieben haben, war und ist der Versuch einer westlichen Hegemonie beim Umgang mit Drogen.
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Drogenpolitik & Russland: Who is Who – Tatyana Dmitrieva

Auf globaler Ebene spielte bis zu ihrem Tod in diesem Jahr die Russin Tatyana Borisovna Dmitrieva eine wichtige Rolle.

Die Medizinerin war seit 2003 Mitglied im International Narcotics Control Board der UN, welches neben dem UNODC das weltweit obersten Gremium in der Drogenpolitik ist. Sie wurde 1951 in Ivanovo geboren, an der dortigen Ivanovo State Medical University erwarb sie 1975 einen Abschluß in Psychatrie. Später folgten einen Doktortitel (1990) und eine Professur (1993). Neben mehreren wissenschaftlichen Stellen war sie 1996 bis 1998 Gesundheitsministerin Russlands.
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Dreckige Drogen – Was weiß die Polizei?

Die Quelle für die folgenden Informationen ist das Bundeslagebild Rauschgift 2003 des BKA. Ähnliche Daten finden sich auch im Bundeslagebild 2004 – in den darauf folgenden Berichten findet sich das Stichwort Rauschgift nicht mehr, warum ist mir erstmal ein Rätsel, ich werde mal beim BKA nachfragen.

BKA für zentrale Auswertung zuständig

Das BKA liefert neben statischem Datenmaterial über die Rauschgiftkriminalität wie die Zahl der Beschlagnahmungen und Angaben über gefundene Chemikalien in Drogenlaboren die Ergebnisse der zentralen Auswertung der Analysen der kriminaltechnischen Laboratorien der Landeskriminalämter und des Bundeskriminalamtes. Diese untersuchten die Inhaltsstoffe, den Wirkstoffgehalt und enthaltene (Streck)mittel. Es wird zwischen Zusätze und Verschnittmittel unterschieden, in die erste Kategorie fallen „alle Substanzen, die pharmakologisch wirksam sind“, es wird auch erwähnt dass diese Zuordnung nicht immer zweifelsfrei möglich ist und Substanzen im Zweifelsfall als Verschnittmittel eingeordnet werden. Weiterlesen

Dreckige Drogen – Einleitung

AlkoholkonsumentInnen können sich in Deutschland sicher sein dass der Alkohol, den sie in einem Laden kaufen sauber & rein (von der Droge Zucker mal abgesehen) ist und genau soviel Wirkstoff enthält wie auf der Flasche angegeben. In anderen Länder ist gepanschter Alkohol verbreiteter als in Deutschland – mit mitunter tödlichen Folgen.

RaucherInnen haben es da ein weniger schwerer, die Zusatzstoffe sind leider nicht auf der Packung mit angegeben, aber zumindest beim Verbraucherschutzministerium abrufbar – wobei inzwischen einige Marken ja auch mit der Zusatzstofffreiheit werben, zumindest bei mir auch erfolgreich. All das gilt zumindest so lange wie die Zigaretten auf dem offiziellen Markt erworben wurden und nicht etwa – wie in Berlin an zahlreichen S Bahnhöfen möglich – aus dem Illegalen stammen, den hier werden auch gefälschte Markenzigaretten verkauft. Bei ihnen ist sowohl die Qualität des Tabaks hinsichtlich Belastungen durch Pflanzenschutzmittel sowie sonstiger Verunreinigungen und Zusätze unklar.

Für KonsumentInnen illegalisierter Drogen ist der Schwarzmarkt meist die einzige Bezugsquelle – sieht man vom eigenen Anbau, Produktion und dem Anzapfen legaler Quellen wie Apotheken ab. Inzwischen sind fast alle Arten von Drogen mit unterschiedlichsten Verunreinigen gefunden worden, diese reichen von relativ harmloser Lactose in Kokain und Coffein in Heroin bis hin zu Blei im Cannabis und Milzbranderregern in Heroin – letzteres war auch weitaus tödlicher als das hauptsächlich in Legenden auftauchende Strychnin.
Ich werde mich in einigen folgenden Artikel mit Zusätzen, Streckmitteln und Verunreinigungen in Drogen sowie Erkennungs- und Schutzsmaßnahmen und dem politischen Projekt Drug Checking beschäftigen.

Laut EMNID-Umfrage ist die Mehrheit der Deutschen für ein liberaleres Cannabisrecht

Pressemitteilung des DHV vom 30.07.10
Laut einer aktuellen EMNID-Umfrage, die der Deutsche Hanf Verband in Auftrag gegeben hat, spricht sich eine Mehrheit der Befragten dafür aus, entspannter mit Cannabis-Konsumenten umzugehen.

Nur 40% sind dafür, die bisherige harte Linie gegen Kiffer fortzusetzen oder sogar zu verschärfen.

19% wollen Cannabis sogar „wie bei Alkohol und Tabak vollständig staatlich regulieren und besteuern; mit Verkauf an Erwachsene in speziellen Fachgeschäften“. Noch mehr Befragte sprachen sich dafür aus, Hanffreunde zu entkriminalisieren.
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Gedanken zum Thema Doping

Das Thema Doping ist mit der Drogenpolitik recht verwandt, es tun sich ähnliche Fragestellungen auf und teilweise sind auch die gleichen Substanzen betroffen. Zur Dopingfrage habe ich noch keine fertige Meinung, insbesondere weil im Profisport und dem Bereich Alltagsdoping der Ansatz eines freien und autonomen Individuums angesichts der kapitalistischen Realität zu kurz greift.

Zuallererst würde ich vier Formen des Dopings klar unterscheiden weil es jeweils unterschiedliche Fragen sind, die es zu diskutieren gilt, wenngleich es natürlich fliessende Übergänge zwischen den Bereichen, den Motiven und den eingesetzten Mitteln gibt.

Meistens wird beim Einsatz von Doping an den Leistungssport, insbesondere bei Profisportlern gedacht. Profisport ist ein Markt, Profivereine sind Unternehmen und Fair Play existiert in der Marketingabteilung oder in der Form von sportrechtlicher Regelungen. Der Marktwert eines Sportler wird durch dessen Leistungsfähigkeit bestimmt. Alleine die erste und zweite Fussballbundesliga machen einen Gesamtumsatz von zwei Milliarden Euro jährlich. Real Madrid, Manchester United und der FC Barcelona kommen zusammen auf eine Milliarde Euro. Der weltweite Sportmarkt hat einem Umsatz von 130 Milliarden Dollar. Leistungssportler beginnen ihre Karriere in ihrer Kindheit und müssen sich spätestens nach dem Ende ihrer Ausbildung, eher schon mit dem Ende der Schullaufbahn für oder gegen den Profisport entscheiden. Ein normales Erwerbsleben kennt ein Profisportler nicht, er ist von seinen Beruf wirtschaftlich überdurchschnittlich abhängig und deswegen einem enormen ökonomischen, aber auch sozialen Druck ausgesetzt seine Leistungen zu halten oder weiter zu steigern. Zudem kommt noch eine massive Abhängigkeit von den Trainern.

Hier einige aktuelle Zeitungsartikel zum Thema:

Der zweite Bereit im Doping ist der Breitensport und der Bodybuildingbereich. Hierzu schreibst das Robert Koch Institut im Heft 34 „Doping beim Freizeit- und Breitensport„: „Etwa 6 % bis 8 % der Jugendlichen haben einschlägige Erfahrungen mit dem Konsum von Anabolika und anderen Dopingsubstanzen.“ Ferner werden darin mehrere Umfrage in Sportstudios und im Bodybuildingbereich beschrieben, die meiste zweistellige Prozentzahlen bei der Frage nach Anabolikagebrauch, ergaben. Konsumiert werden anabole androgene Steroide und ähnlich wirkende Substanzen, Amphetamine sowie Diuretika (harntreibende Mittel). Der jährliche Umsatz für Dopingmittel in Deutschland beträgt nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2002 des niedersächsischen Innenministeriums und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft 100 Millionen Euro. Im Breitensport ist der Konsum von Schmerzmittel, von Voltaren über Aspirin bis Paracetamol, verbreitet.

Ein weitere Bereich ist das alltägliche Doping um im Beruf und Leben zu funktionieren. Hierunter fällt das tägliche Aufpushen mit Koffein und das Schlucken von Schmerzmitteln um trotz Krankheit Arbeiten gehen zu können.

Zuletzt ist noch das mentale Doping an Schulen, Universitäten und in der Wissenschaft allgemein zu erwähnen, hier spielen neben dem allgegenwärtigen Koffein speziell Ritalin und Modafinil die grösste Rolle.

To be continued…