So kommen Meldungen wie „Cannabis macht dumm“ zustande

Viele von euch regen sich zu recht über die reisserischer und tendenzöse Berichterstattung in den Medien beim Thema Cannabis auf. Allerdings hilft es wenig diese einfach hinzunehmen oder als Ergebnis einer Verschwörung gegen Cannabis dazustellen.

Diese Meldung ist das normale Ergebnis unseres Mediensystem. Hier tragen viele Menschen eine gewisse Verantwortung, ohne dass sie explitit einer bestimmten Agenda folgen. Der Werdegang war vermutlich folgender:

Die Universität gab ihre Pressemitteilung raus, aus dieser entstand zunächst eine englische Tickermeldung. Geschrieben wurde dieses Meldung vermutlich von einem Nichtwissenschaftler, der nur geringe Kenntnisse von Cannabis aufweist und der die wissenschaftlichen Aussagen der Studien in einen Worten und passend für eine Tickermeldung wiedergeben musste.

Danach wurde die englische Tickermeldung ins Deutsche übersetzt, ebenfalls von einem Laien, der sie weiter kürzte. Dabei vielen differenzierte Aussagen wie „It’s such a special study that I’m fairly confident that cannabis is safe for over-18 brains, but risky for under-18 brains.“ weg.

Zeitungen in Deutschland bestehen leider zum großen Teil aus Tickermeldungen. Diese werden in großer Menge von dpa und Co. produziert. Da das Stichwort Cannabis Klicks verspricht wurde die Meldung von vielen Zeitungen direkt übernommen oder nur um wenige Anmerkungen oder einem Teaser ergänzt. Eine Recherche zum Thema oder das Lesen der Originalquellen ist hier leider schon journalistische Kür und nicht die Regel. In der Studie „Journalistische Qualität in der Wirtschaftskrise“ im Auftrag des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes (DFJV) wird dieses problematische Phänomen wie folgt beschrieben: »das es sehr oft nicht mehr um solide recherchierte Informationen geht, sondern darum, das man möglichst schnell eine Tickermeldung rauskriegt«

In den englischen Medien – die sich natürlich auf die englische Tickermeldung stützen und auch eher die Pressemitteilung der Universtiät lasen – wurde die Studie auch differenzierter dargestellt.

Aber wir müssen diese Berichterstattung nicht einfach hinnehmen. Der Deutsche Hanf Verband, das Hanf Journal und die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin haben zeitnah Analysen vorgelegt, die klar zeigen wie falsch die Studie dargestellt wurde. Nun ist es an euch diese Informationen zu streuen und Leserbriefe an die Medien zu schreiben. Mehr zum Thema Leserbriefe findet ihr in der Facebookgruppe Gegenöffentlichkeit schaffen! Leserbriefe für Cannabis! im DHV Forum unter „Cannabis macht dumm“ Studie – Gegenangriff! und dem MAP Projekt.

„Ich registriere zahlreiche Einwände gegen die Härte meiner Sprache; doch gibt es nicht Gründe für diese Härte?“

„Ich registriere zahlreiche Einwände gegen die Härte meiner Sprache; doch gibt es nicht Gründe für diese Härte? Ich bin so rau wie die Wahrheit, und so kompromisslos wie die Gerechtigkeit. In dieser Hinsicht werde ich weder moderat denken, sprechen noch schreiben. Nein! Nein! Erklären Sie einem Mann, dessen Haus brennt, moderat Alarm zu schlagen; bitten Sie ihn, seine Frau ein Stück weit aus den Händen des Vergewaltigers zu retten; erklären Sie einer Mutter ihr ins Feuer gefallene Baby stufenweise herauszuholen; – aber drängen Sie mich nicht zu Mäßigung in einem Fall wie diesem. Es ist mir ernst – Ich gebrauche keine Ausflüchte – Ich entschuldige mich nicht – Ich weiche keinen Millimeter zurück; – ABER ICH WERDE GEHÖRT. Die Apathie der Menschen kann eine Statue von ihrem Untersatz springen lassen und die Auferstehung der Toten beschleunigen.“

William Lloyd Garrison, Leitartikel 1. Januar 1831 The Liberator

Georg Wurth, Geschäftsführer des Deutschen Hanf Verbandes zum Thema „Gibt es eine organisierte Lobby gegen Cannabis?“

Georg schreibt hierzu auf Facebook: Es gibt schon einige Interessengruppen, die von der Natur her vermutlich gegen eine Legalisierung sind. Offenkundig wird das vor allem bei der Polizei, die sich als einzige dieser Gruppen immer wieder öffentlich gegen eine Legalisierung ausspricht, auch wenn es Gegenbeispiele gibt. Dann wären da die Alkohol- und Pharmaindustrie. Wir haben aber bei denen bisher keine Hinweise, dass sie gegen eine Legalisierung arbeiten. Das könnte sich ändern, wenn das Thema überhaupt einsthaft im politischen Raum diskutiert wird. In den USA haben Bierbrauer z.B. PR-Kampagnen gegen die Legalisierung finanziell unterstützt. Außerdem sind sicherlich viele der derzeit illegalen Drogenhändler gegen eine Legalisierung, weil ihnen damit ein profitables Geschäft verloren ginge. Das alles ist aber reine Theorie. Wir haben nie einen einzigen Hinweis darauf gesehen, dass eine dieser Gruppen ernsthaft Lobbyarbeit gegen die Legalisierung betreibt oder gar Schmiergelder zahlt.

Unser Problem ist m.E. im Moment eher, dass die Politiker tatsächlich glauben, dass sie mit dem Verbot die Bevölkerung vor einer gefährlichen Droge schützen. Und das wiederum liegt vor allem an jahrzehntelanger Medienverdummung, der auch Politiker unterliegen. Es sind also vor allem die Medienkonzerne, die quasi indirekt Lobbyarbeit gegen die Legalisierung betreiben, was in letzter Zeit allerdings nachlässt.

In einem Kommentar auf hanfverband.de schreibt er zudem: Ich behaupte mal, dass es in Deutschland nicht viele Menschen gibt, die sich so „genau mit dem Sachverhalt befassen“ wie ich. Ich meine auch, dass ich einen ganz guten Einblick in die entsprechenden politischen Strukturen habe, z.B. auch durch persönliche Kontakte zu Bundestagsabgeordneten. Ich behaupte nicht, dass es ausgeschlossen ist, dass die Pharmaindustrie nicht vielleicht den einen oder anderen Abgeordneten auch in Sachen Legalisierung von Cannabis als Genussmittel zu beeinflussen versucht, aber es gibt darauf bisher keinerlei belastbare Hinweise, während der Einfluss einer rausch- und cannabisfeindlichen sowie verbotsfreundlichen Propaganda durch die Medien auch bei Politikern deutlich spürbar ist.

Zu „Killerdrogen“ wie Heroin, Crack und Crystal Meth….

Anlässlich von Artikel wie diesem: Erst war es Heroin, dann war es Crack, nun wird halt die Crystal Meth Sau durchs Dorf gejagt…

Ich denke bei Crack gibt es die gleiche Wahrnehmungslücke wie beim kontrollierten Konsum von Heroin und Kokain, sprich: In Deutschland gibt es den weit verbreiteten Glauben, dass der wiederholte Konsum von Heroin zwangsläufig zu Abhängigkeit und schweren psychologischen und physiologischen Schäden führt. Eine Vielzahl Untersuchungen zeigen, dass ein nicht kleiner Teil der Konsumenten non Heroin und Kokain in der Lage sind ihre Droge zu konsumieren und dabei kaum unter nachteiligen Wirkungen zu leiden haben.
Mehr dazu im Übersichtsartikel: Schippers, G. M. & Cramer, E. (2002). Kontrollierter Gebrauch von Heroin und Kokain. Suchttherapie, 3, 71-80

Und von Rainer Ullmann, Mediziner und Mitglied im Schildower Kreis:

Die Entkriminalisierung in Portugal ist vereinbar mit den internationalen Drogenverträgen

Portugal:: Peace on drugs!
Portugal:: Peace on drugs!

Im World Drug Report 2009 – United Nations Office on Drugs and Crime stellt das UNODC fest, dass die Entkriminalisierung in Portugal mit den internationalen Verträgen im Einklang steht. In Portugal hat „geringe Menge“ Drogen von der Strafverfolgung ausgenommen, sie sind allerdings weiter verboten und ordnungsrechtlichen Regelungen unterworfen.

Konkret schreiben sie:

The International Narcotics Control Board was initially apprehensive when Portugal changed its law in 2001 (see their annual report for that year), but after a mission to Portugal in 2004, it “noted that the acquisition, possession and abuse of drugs had remained prohibited,” and said “the practice of exempting small quantities of drugs from criminal prosecution is consistent with the international drug control treaties…”

Ferner schreiben sie zu Portugal: Weiterlesen

Entwicklung von drogenbedingten Todesfällen in bundesdeutschen Großstädten mit und ohne Drogenkonsumraum

Fazit: Durch die Einführung von Drogenkonsumräumen konnten in den Städten Frankfurt, Hannover, Hamburg und Saarbrücken in den Jahren 1998, 1999 und 2000 im Vergleich zu 1994 69 Drogentodesfälle verhindert werden. Die Zahl der Toten sank auf 72% des Basiswertes, in den aufgeführten Städten ohne Konsumräumen sank er nur auf 90%. Durch das Nichteinrichten eines Konsumraumen wurden 49 Drogentodesfälle nicht vermieden.

Quelle: Drogen- und Suchtbericht 2000

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Achtung: Polizei! Erste rechtliche Hilfe für Menschen, die von der Polizei wegen Drogen verdächtigt werden

1. Regel: Sie haben das Recht zu schweigen, nutze dieses Recht!

Hierzu gibt es ein großartiges Video von Udo Vetter: Als Strafverteidiger kann ich nur sagen – nehmen Sie ihr Recht zu schweigen in Anspruch!

Will man den Führerschein behalten, sollte man bei Alkohol- und Drogentests wissen: Was darf die Polizei verlangen? und sich erst informieren, dann konsumieren: Cannabiskonsum und Führerschein – Der Führerscheinentzug ist mittlerweile für viele Cannabiskonsumenten eine größere Gefahr als die Strafverfolgung. Auch wer nicht berauscht am Straßenverkehr teilgenommen hat, läuft Gefahr, den Führerschein zu verlieren. Deshalb hat der DHV zusammen mit dem VfD den „Hanfführerschein“ herausgegeben. Weiterlesen

Ankündigung: 3. Nationale Substitutionskonferenz (NaSuKo) – Brennende Themen der Substitution

Akzept veranstaltet am 12.12.2012 in Berlin die 3. Nationale Substitutionskonferenz (NaSuKo) „Brennende Themen der Substitution“. Die Einladung gibt es hier: AnkündigungNaSuKo2012

Patienten in Substitution gehören nach der PREMOS-Studie mehrheitlich zu den Schwerstkranken mit chronischem Verlauf im Gesundheitssystem. Dies erfordert auf der Basis vorhandener Forschungsergebnisse und praktischer Erfahrungen, die zentralen Themen der Opiatsubstitutionstherapie (OST) zu bearbeiten. Das Ziel der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Konferenz ist es, die kurz- und mittelfristigen Handlungsnotwendigkeiten vor dem Hintergrund langristiger Krankenbehandlungsperspektiven herauszuarbeiten. Weiterlesen

Prävention und Heroinabgabe lohnen sich!

Mehr Investionen im Bereich Suchtprävention anstelle von Repression würde sich gleich zweifach lohnen. Nicht nur das Gelder, die derzeit in die Repression fließen dort keinerlei positive Effekte entfalten, sondern im Idealfall unwirksam, in der Regel jedoch schädlich sind. Auch würde jeder Euro der in Prävention fließt mehr als ein Euro Einsparungen an anderen Stellen bringen. Es ist um deutlich teuerer Schäden, die bereits entstanden sind, zu flicken als sie im Vorfeld zu findern. Präventionsexperten gehen davon aus dass der Nutzenfaktor, also der »Return on Prevention« bei 2,2 liegt. Jeder Euro Prävention schafft damit ein Nutzen von 2,20 Euro bzw. einen Gewinn von 1,20 Euro.

Neue Therapieformen wie die Abgabe von Heroin an Abhängige sind ebenfalls kein teuer Luxus, sondern ökonomisch höchst sinnvoll. Die Schweizer haben ihren Heroinmodellversuch einer ökonomischen Analyse unterzogen, diese ergab dass – v.a. durch einen Rückgang der Straftaten und eine Verbesserung des Gesundheitszustands der Abhängigen – pro Tag, an dem ein Patient an der dortigen Studie teilnahm, ein volkswirtschaftlicher Gesamtnutzen von 96 Franken entstand – nach Abzug sämtlicher therapiebedingter Kosten ergab sich ein Netto-Nutzen von 45 Franken pro Patient und Tag.  Quelle: heroinstudie.de

Presseschau: Drogenpolitik von SPD, Grüne und SSW in Schleswig-Holstein

Die Koalition aus SPD, Grünen und dem Südschleswigschen Wählerverband in Schleswig-Holstein scheint unter Dach und Fach zu sein. Am Montag den 4.6.212 veröffentlichten die Parteien den Entwurf ihres Koalitionsvertrages sowie einen Anhang mit Ergänzungen.

Die Koalition bekennt sich zu einer Anhebung der „geringen Menge“. Sie lag in der Vergangenheit bei 30 Gramm, bevor sie von SPD und CDU auf sechs Gramm abgesenkt wurde. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Zeichen auch die Debatte in Berlin zur Absenkung auf 6 Gramm beerdigt. Zudem soll Drugchecking konkret erprobt werden und eine Konsumraumverordnung erlassen werden.

Am wertvollsten dürfte der Satz „Wir streben eine bundeseinheitliche Regelung im Umgang mit Drogenkonsumenten an, bei der der die Straflosigkeit des Umganges mit Betäubungsmitteln in geringer Menge zum Eigenbedarf im § 29 BtmG verankert wird.“ sein.

Mehr zum Koalitionsvertrag: Bündnis für den Norden – Neue Horizonte für Schleswig-Holstein, 6.7.2012

Hier eine Presseschau zur neuen Drogenpolitik von SPD, Grüne und SSW in Schleswig-Holstein: