Hier nun Teil zwei meines Artikels zu Pressekonferenz auf dem DHS-Kongreß.
Alexander Bücheli betonte dass Schadensminderung, insbesondere Drug Checking, dass er selbst aktiv anbieten kann, eine notwendige Ergänzung im ganzen System darstellt dass es Lücken fühlt. Den besonderen Wert von DC sieht er darun mit Fakten, wie Analyseergebnissen gegen Mythen vorgehen zu können und dass man damit mehr und andere Menschen erreichen kann. Insgesamt ist es auch schlicht ein realistischer Ansatz der akzeptiert: Menschen nehmen Drogen.
Dr. Gaßmann erwähnte dann die Bleiverseuchung von Cannabis in Leipzig vor einigen Jahren (er erwähnte in dem Kontext auch Glassplitter, das war mit – insbesondere im Kontext von Leipzig neu). Die damalige Drogenbeauftragte Bätzing vertrat damals den Standpunkt: Cannabis ist doch illegal, sie soll es nicht rauchen, dann haben sie auch kein Problem damit. Sei dies nicht auch ein legitimer Standpunkt?
Dem Schweizer Bücheli ist ein solches dummes abstinenzfixiertes und wenig pragmatisches Denken fremd. Für ihn ist ein kontrollierter Konsum selbstverständlich möglich (damit ist für ihn das Abstienzdogma auch völliger Unsinn). Der Dreck ist für ihn das größte Problem und Drugchecking ist auch ein Präventionsangebot. Neben den genannten Vorteilen wie Erreichbarkeit ist Drugchecking eine Möglichkeit glaubwürdig auf Risiken von Drogenkonsum hinzuweisen. Wie erfolgreich diese Arbeit ist, zeigt seiner Meinung nach die Stabilisierung des Konsum bei gleichzeitiger Reduktion des Mischkonsum um 20%.
Dem Argument „Drugchecking verharmlost Drogen“ wie es in der deutschen Debatte gebräuchlich ist, entgegen er, basierend auf 20 Jahren real existierendem Drugchecking in der Schweiz inklusive wissenschaftlicher Evaluation, dass Drugchecking eher klarmacht dass Drogen eben nicht ungefährlich sind. „Wenn die Konsumenten sehen wieviel Aufwand für das Drugchecking betrieben wird, wird ihnen klar dass es wohl ein Grund dafür geben muss.“
Roland Simon bliebt die wenig ruhmreiche Aufgabe die Repression vorzustellen. Er resümierte dass 20-25 Jahre keine Säule ist stark genug für sich alleine Drogenprobleme anzugehen. Das Problem mittels Repression anzugehen „hat nirgends geklappt“. Soll man auf diesen Ansatz komplett verzichten, sei dies die Frage, die er in den Raum stellte. Repression EU weit zu vergleichen ist schwierig, entscheidend sind nicht die Gesetz, sondern die Rechtswirklichkeit. 90% der Verfahren würden eingestellt.
Die Tschechen sind verwundert über den Medienwirbel, insbesondere im Ausland wie Deutschland über die Entkriminalisierung dort, sie sind der Ansicht. „Wir haben nur unsere Rechtsnormen an die Realität angepasst. Man sollte die Gesetzt an die Lebenswirklichkeiten anpassen, aber die neuen Legal Highs zeigen seiner Ansicht nach dass man ohne Verboten nicht auskomme. Natürlich geben es soziale Kosten auf der Strafverfolgungsseite, aber die Repression sorgt für weniger Verfügbarkeit und dafür dass die Preise nicht noch weiter sinken…
Wie dumm das Argument der Legal Highs ist sagte schon Bernd Werse, mehr Zeilen sind mir die Ausführungen von Simon nicht wert… Außer vielleicht noch dass sie einmal mehr zeigen wie viele Drogenexperten, die in ihrem Bereich – sei es Prävention, Hilfe oder im Fall von Simon Beobachtung – eine gute Arbeit machen, absolut kein Gespür dafür haben welch eine Ungerechtigkeit die Repression mit sich bringt…
Eine Journalistin fragte warum die DHS in Leipzig tagt und warum nur zwei Referenten von hier seien… Weil Leipzig eine schöne Stadt ist… langweilig…
Bücheli bewertete die Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Stadt/Drogenhilfe in Leipzig als Rückschritt.
Meeßen-Hühne sagte in diesem Kontext klar dass Prävention durch Repression gestört wird.
Bücheli entlarvte einen weiteren Mythos: Laut den Umfragen von Streetwork Zürich sagen 70% dass Legal Highs / Research Chemicals NICHT weniger schädlich sind nur weil sie legal sind.
Meine Frage wieviel Geld den für Prävention und Beratung nötig seien, beantwortete die DHS mit dem Vergleich: Es wird ca. eine Milliarde Euro für direkte Werbung für legale Drogen ausgegeben, Bund und Länder geben aber 30 Millionen für Prävention aus…
Simon führte auf eine weitere Frage von mir aus, wie es zum Politikwechsel in Portugal kam. Die Situation war dramatisch geworden, es gab offene Drogenmärkte in den Städten und eine Explosion bei den HIV Neuinfektionen. Daraufhin wurde der rechtliche Umgang konsequent neu bewertet und die bekannte echte Unterscheidung zwischen Konsumenten und Dealer eingeführt.
Mehr zu Portugal:
Meine Kritik zur Unfreiwillig von Cannabisbehandlungen: „Zu den Behandlungszahlen ist anzumerken dass 30% der männlichen Klienten von Justizbehörden / soziale Verwaltung in Behandlung geschickt wurden.“ und ob dass den sinnvoll sei beantwortete mir Walter-Hamann leider nicht wirklich. Jeder Kontakt sei eine Chance, Freiwilligkeit der Beratung ist eh ein Mythos und es gibt keine Erweckungserlebnisse, in so fern ist viel Kontakt zum Beratungssystem immer gut.
Generell sei anzumerken dass man nicht vergessen sollte wieviel Arbeit in den letzten 20 Jahren notwendig war um Schadensminderung als eine Säule in der Drogenpolitik überall zu etablieren.
Büchli betone auf eine weitere Frage eines Journalisten: Es geht den Konsumenten primär um das Wirkprofil der Drogen, die Legalität ist weniger relevant. Trotz der vielen Substanzen die auf dem Markt gefunden werden, setzen sich nur wenige wie Mephedron in Großbritannien. Es sei weniger der Zeitgeist der Leistungsgesellschaft entscheidend, sondern eher der Wunsch 3 Tage durchzufeiern – während früher sozialer Protest und Bewusstseinsveränderung im Vordergrund stand. Die Geschichte ist auch nicht zuende und der Zeitgeist wird uns sicher auch in Zukunft wieder neue Drogenkonsumtrend liefern.