Entwicklung von drogenbedingten Todesfällen in bundesdeutschen Großstädten mit und ohne Drogenkonsumraum

Fazit: Durch die Einführung von Drogenkonsumräumen konnten in den Städten Frankfurt, Hannover, Hamburg und Saarbrücken in den Jahren 1998, 1999 und 2000 im Vergleich zu 1994 69 Drogentodesfälle verhindert werden. Die Zahl der Toten sank auf 72% des Basiswertes, in den aufgeführten Städten ohne Konsumräumen sank er nur auf 90%. Durch das Nichteinrichten eines Konsumraumen wurden 49 Drogentodesfälle nicht vermieden.

Quelle: Drogen- und Suchtbericht 2000

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Achtung: Polizei! Erste rechtliche Hilfe für Menschen, die von der Polizei wegen Drogen verdächtigt werden

1. Regel: Sie haben das Recht zu schweigen, nutze dieses Recht!

Hierzu gibt es ein großartiges Video von Udo Vetter: Als Strafverteidiger kann ich nur sagen – nehmen Sie ihr Recht zu schweigen in Anspruch!

Will man den Führerschein behalten, sollte man bei Alkohol- und Drogentests wissen: Was darf die Polizei verlangen? und sich erst informieren, dann konsumieren: Cannabiskonsum und Führerschein – Der Führerscheinentzug ist mittlerweile für viele Cannabiskonsumenten eine größere Gefahr als die Strafverfolgung. Auch wer nicht berauscht am Straßenverkehr teilgenommen hat, läuft Gefahr, den Führerschein zu verlieren. Deshalb hat der DHV zusammen mit dem VfD den „Hanfführerschein“ herausgegeben. Weiterlesen

Ankündigung: 3. Nationale Substitutionskonferenz (NaSuKo) – Brennende Themen der Substitution

Akzept veranstaltet am 12.12.2012 in Berlin die 3. Nationale Substitutionskonferenz (NaSuKo) „Brennende Themen der Substitution“. Die Einladung gibt es hier: AnkündigungNaSuKo2012

Patienten in Substitution gehören nach der PREMOS-Studie mehrheitlich zu den Schwerstkranken mit chronischem Verlauf im Gesundheitssystem. Dies erfordert auf der Basis vorhandener Forschungsergebnisse und praktischer Erfahrungen, die zentralen Themen der Opiatsubstitutionstherapie (OST) zu bearbeiten. Das Ziel der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Konferenz ist es, die kurz- und mittelfristigen Handlungsnotwendigkeiten vor dem Hintergrund langristiger Krankenbehandlungsperspektiven herauszuarbeiten. Weiterlesen

Prävention und Heroinabgabe lohnen sich!

Mehr Investionen im Bereich Suchtprävention anstelle von Repression würde sich gleich zweifach lohnen. Nicht nur das Gelder, die derzeit in die Repression fließen dort keinerlei positive Effekte entfalten, sondern im Idealfall unwirksam, in der Regel jedoch schädlich sind. Auch würde jeder Euro der in Prävention fließt mehr als ein Euro Einsparungen an anderen Stellen bringen. Es ist um deutlich teuerer Schäden, die bereits entstanden sind, zu flicken als sie im Vorfeld zu findern. Präventionsexperten gehen davon aus dass der Nutzenfaktor, also der »Return on Prevention« bei 2,2 liegt. Jeder Euro Prävention schafft damit ein Nutzen von 2,20 Euro bzw. einen Gewinn von 1,20 Euro.

Neue Therapieformen wie die Abgabe von Heroin an Abhängige sind ebenfalls kein teuer Luxus, sondern ökonomisch höchst sinnvoll. Die Schweizer haben ihren Heroinmodellversuch einer ökonomischen Analyse unterzogen, diese ergab dass – v.a. durch einen Rückgang der Straftaten und eine Verbesserung des Gesundheitszustands der Abhängigen – pro Tag, an dem ein Patient an der dortigen Studie teilnahm, ein volkswirtschaftlicher Gesamtnutzen von 96 Franken entstand – nach Abzug sämtlicher therapiebedingter Kosten ergab sich ein Netto-Nutzen von 45 Franken pro Patient und Tag.  Quelle: heroinstudie.de

Presseschau: Drogenpolitik von SPD, Grüne und SSW in Schleswig-Holstein

Die Koalition aus SPD, Grünen und dem Südschleswigschen Wählerverband in Schleswig-Holstein scheint unter Dach und Fach zu sein. Am Montag den 4.6.212 veröffentlichten die Parteien den Entwurf ihres Koalitionsvertrages sowie einen Anhang mit Ergänzungen.

Die Koalition bekennt sich zu einer Anhebung der „geringen Menge“. Sie lag in der Vergangenheit bei 30 Gramm, bevor sie von SPD und CDU auf sechs Gramm abgesenkt wurde. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Zeichen auch die Debatte in Berlin zur Absenkung auf 6 Gramm beerdigt. Zudem soll Drugchecking konkret erprobt werden und eine Konsumraumverordnung erlassen werden.

Am wertvollsten dürfte der Satz „Wir streben eine bundeseinheitliche Regelung im Umgang mit Drogenkonsumenten an, bei der der die Straflosigkeit des Umganges mit Betäubungsmitteln in geringer Menge zum Eigenbedarf im § 29 BtmG verankert wird.“ sein.

Mehr zum Koalitionsvertrag: Bündnis für den Norden – Neue Horizonte für Schleswig-Holstein, 6.7.2012

Hier eine Presseschau zur neuen Drogenpolitik von SPD, Grüne und SSW in Schleswig-Holstein:

Materialsammlung: Einführung in das Thema Drugchecking

Informationen über Drugchecking

Wer macht Drugchecking im Ausland:

Zum Thema Drugchecking in Berlin:

Am 23.06.2011 beschloss das Abgeordnetenhaus Berlin mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen gegen die von CDU und bei Enthaltung der FDP den Antrag “Prävention stärken und Drogenrisiken senken mit Drugchecking”. Auch wenn die Regierungskoalition den ursprünglichen grünen Antrag entschärfte war dies ein wichtiger Richtung in Richtung Etablierung von Drugchecking in Berlin.

Aus dem Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU in Berlin: Träger der ambulanten Drogenhilfe sollen suchtgefährdeten Konsument/inn/en illegaler Drogen mit „Drug Checking“ einen verbesserten Zugang zu Kontakt-, Beratungs- und Therapieangeboten bieten. „Drug Checking“ ist somit eingebettet in ein umfängliches Konzept der Gesundheitsförderung. Eine gesetzliche Klarstellung der Straffreiheit des „Drug Checkings“ wird vorangetrieben.

Übersicht des Büros Frank Tempel (MdB) über die wichtigsten Feststellungen aus dem alternativen Welt-Drogenbericht 2012

Alternative World Drug Report
– seit 1961 erste UN-Konvention für „Krieg gegen Drogen“
– seit 2011 anlässlich Jubiläum Initiative „Count the Costs“ („Berechnet die Kosten“ oder „Zählt die Kosten“)
-> Ziel: Debatte anstoßen über die Fehlentwicklung der globalen Drogenrepression, mehr Schaden als Nutzen, extrem hohe Kosten für repressive Drogenpolitik
– keine Evaluierung der Kosten durch Nationalstaaten oder UN, daher durchgeführt von NGOs.

Schwächung Ökonomie

– weltweit/Jahr: 100 Milliarde Kosten „Kampf gegen Drogen“
– ineffektive Mittel
– Kürzung in anderen Bereichen
– trotzdem 330 Milliarden Umsatz global/Jahr im Drogengeschäft
– Korruption
– Abschreckung Investitionen
– legal Gewinner: Sicherheitsfirmen. Waffenfirmen, Technologie- und Infrastrukturunternehmen

Unterminierung Entwicklung

– Gewalt zwischen Drogenoranisationen untereinander und mit Polizei/Militär
– Schwächung des Staates/Korruption
– Entwicklungshilfe fließt direkt in Repression
– Ausbreitung Krankheiten wie HIV)
– Zerstörung der Umwelt durch Monokulturen
Menschenrechtsverletzungen im Namen „Krieg gegen Drogen“

Verschmutzung/Entwaldung

– Chemie gegen Drogenplantagen verschmutzen Luft, lassen Tiere aussterben und vergiften Wasser
– Anbau wird dann verlagert -> Entwaldung z.B. in Nationalparks
– nichtregulierte Entsorgung der Gifte zerstört Umwelt

Profitmaximierung in Kriminalität / Stärkung Kriminalittät

– Drogenmarkt größter illegaler Markt der Welt
– Signifikanz zwischen Drogenhandel und Straßenkriminalität
– Konsumenten werden kriminalisiert/marginalisiert
– Überfüllung Gefängnisse/Überlastung Justiz mit drogenbezogenen Straftaten
– Gewalt ist Regulierungsmittel (mehr Repression erhöht die Gewalt)
– Kampf gegen Drogen Vorwand für illegale Politik durch Exekutive (z.B. Anwendung Folter)
– keine effektive Drogenbekämpfung durch Repression (max. Verlagerung des Problems)

Schwächung öffentliche Gesundheit

– Stigmatisierung Aufklärung
– Verursachung von Risikoverhalten
– Entstehung neuer Drogen
– keine Reinheitsgebote
– Stigmatisierung harm reduction
– Drogenkonsum in Gefängnissen
– Abbau alternativer Medizin (z.B. weniger Opiate in Medizin)

Schwächung Menschenrechte

– Freiheitseinschränkung durch „Krieg gegen Drogen“ (z.B. Recht auf Privatsphäre, Recht auf Gesundheit)
– überzogene Strafen
– Unterminierung rechtsstaatlicher Standards (z.B. Inhaftierung ohne Prozess)
– Folter
– Todesstrafe
– kein Zugang zu Gesundheitseinrichtungen (z.B. für Drogenkosumiernde im Gefängnis)
– Gefährdung von Kindern in drogenaffinen Familien
– Kriminalisierung traditioneller Praktiken (z.B. bei indigenen Ethnien)

Stigmatisierung/Diskriminierung

– Fehlinformationen durch Medien/Saubermann-Rhetorik
– fehlende Jobaussichten, Zugang zu Gesundheitseinrichtungen für Kosumierende
– Entmenschlichung der Konsumierenden
– Rassismus
– Diskriminierung von Frauen
– Gefährdung Kinder
– Diskriminierung indigener Völker
– Armut

Alternativen

– mehr „Frische“, „Lebensfreude“ im Kampf gegen Drogen
– Suchtbekämpfung, adäquate Investitionen in sanfte Methoden
– Orientierung von Gesundheit jedes Einzelnen
– legale Regulierung des Drogenmarktes

Anthrax alert from INPUD

Please find some important information regarding anthrax contaminated heroin from the International Network of People who Use Drugs – please distribute these materials and links through your networks.
via akzept via eurohr via INPUD

As many of you will know, anthrax contaminated heroin has hit the streets again, as such, INPUD has produced the following materlal for widespread distribution

INPUD Anthrax Alert for Heroin Users (Issue 1 – August 2012)
INPUD has produced some important guidance regarding the recent anthrax outbreaks among Heroin users in Europe, click on the following links to view, download and print the documents, and please distribute widely:
Information – http://www.inpud.net/files/INPUD_Anthrax_Alert_Information_Aug2012_v1.pdf
Leaflet – http://www.inpud.net/files/INPUD_Anthrax_Alert_Leaflet_Aug2012_v1.pdf
Poster – http://www.inpud.net/files/INPUD_Anthrax_Alert_Poster_Aug2012_v1.pdf

Der Zeitgeist der Prohibition #3 – Nutzhanf

Um zu verstehen, wie sich Menschen das Cannabisverbot erklären, muss man auch ihre Heimat betrachten. Die Argumente einiger unserer Kollegen aus den USA sind nicht direkt auf Europa übertragbar. Bei uns sowie bei unseren europäischen Nachbarn ist der Anbau von THC-armem Hanf, sog. „Nutzhanf„, legal, in dem USA ist der Anbau weiterhin vollständig untersagt. Natürlich gibt es bei uns auch Auflagen, einige davon sind irrational und unnötig und auch die Tatsache, dass das BtMG (§24 anzeige des Anbaus von Nutzhanf sowie § 19 Durchführende Behörde (3) und § 32 Ordnungswidrigkeiten (1) 14) einen nicht kleinen Teil dieser Regeln vorgibt, leuchtet nicht so recht ein. Dies sind aber zum einen die Nachwehen des totalen Hanfverbotes zwischen 1982 und 1995, zum anderen sind Regeln für die Landwirtschaft in Deutschland und der EU nichts was es nur bei Hanf gibt.

Nichtsdestotrotz ist Nutzhanf hierzulande legal und keine Verschwörung verhindert seine Nutzung. Dass Nutzhanf in Deutschland kaum angebaut und verarbeitet wird, liegt eher daran, dass die Hanfwirtschaft aufgrund des jahrelangen Verbotes noch in den Kinderschuhen steckt, viel Wissen verloren gegangen ist und für einen ökonomisch sinnvollen Einsatz noch immer die notwendige Technologie und Größe des Wirtschaftszweiges fehlt.

Das Nutzhanfverbot in den USA spielt dort zu recht eine viel größere Rolle als bei uns. Deswegen betonen unsere US-amerkanischen Kollegen auch den Nutzen der Hanfpflanze als Rohstoff so deutlich. Für Deutschland ist dies nur bedingt sinnvoll, da wir die Legalisierung von Nutzhanf bereits haben. Da das Verbot von Hanf als Rohstoff und als Rauschmittel zusammen absurder ist als nur das Verbot von Cannabisdrogen, liegt es deutlich eher nahe hinter dem totalen Verbot eine starke und bewusste Einflussnahme der Wirtschaft und anderer Kräfte zu vermuten.

Die Rechtslage in Deutschland: Der Anbau von Nutzhanf ist in Deutschland genehmigungspflichtig, das heißt als Bauer mit einem legalen Verwendungszweck kann man eine Genehmigung bekommen, als Privatperson nicht. Nutzhanfsamen sind grundsätzlich legal (solange sie nicht dem Zweck des illegalen Anbaus dienen), und befinden sich tatsächlich in jeder guten Vogelfutter-Mischung.

Und damit ist Nutzhanf aufreichend legal für eine wirtschaftliche Nutzung der „Wunderpflanze Hanf“. Bedingung für die Legalität von Nutzhanfsamen ist, dass es eine „nicht abzählbare Menge“ ist.

Ein genehmigungsfreier Anbau von Nutzhanf für Privatpersonen ist wünschenswert, siehe Schweiz, aber es ist verständlich, dass ein Staat, der Nutzhanf erlebt aber Rauschhanf verboten lässt, an der Genehmigungspflicht festhält.

Französische Schweiz erlaubt vier Nutzhanfpflanzen

In den französischsprachigen Kantonen der Schweiz Vaud, Neuchatel, Genf und Freiburg soll ab dem 1. Januar 2012 der Besitz von bis zu vier Hanfpflanzen offiziell erlaubt sein – aber nur für Nutzhanf mit bis zu 0,3% THC. Dies beschloss der Walliser Grosse Rat mit großer Mehrheit. Vertreter der CVP und der SVP sehen in der Änderung eine Tendenz zur Liberalisierung und stimmten dagegen. Die Staatsrätin und Leiterin der Abteilung Sicherheit Esther Waeber-Kalbermatten wies darauf hin, dass es die kantonalen Polizeidirektoren waren, die das Konkordat anregten und wünschten. Entdecken Polizisten nun eine Hanfpflanze und gehen von Nutzhanf aus, können sie sie ignorieren…

Der Zeitgeist der Prohibition #2 – (V-)erklärungen

Beschäftigt man sich mit dem Zeitgeist der Cannabis-Prohibition in den USA, so ergeben sich unterschiedlichste Erklärungsansätze für das Verbot. Der naivste Ansatz wäre der, dass das Cannabisverbot eine angemessene Reaktion auf die Gefahren von Cannabis für die Bevölkerung darstellte. Dem stehen diametral Theorien gegenüber, die eine Verschwörung der mit Hanf konkurrierenden Wirtschaft (Baumwolle, Holz & Papier, Chemie, Pharmazie) und der geheimen Weltregierung (Bilderberger etc.) annehmen. Die Motivation dieser Kräfte hätte nichts mit echten oder vermeintlichen Problemen mit oder wegen Cannabis zu tun, sondern wären rein egoistisch-wirtschaftliche. Einige Crackpots würde ihnen zudem unterstellen, sie würden mit dem Verbot von Drogen wie Cannabis und LSD das Gute im Menschen bekämpfen wollen, das durch den Einsatz dieser Drogen begünstigt wird. Ein nicht kleiner Teil dieses Theoriegebäudes ist eine irrationale Verschwörungsideologie, beruht also auf diffusen Feindbildern, monokausalen Erklärungsmuster, unzulässigen Vereinfachungen und ist nicht durch empirische Untersuchungen falsifizierbar. Solche unwissenschaftlichen Ansätze sind das Gegenteil einer Erklärung, sie vernebeln die Sicht auf die Welt anstatt Antworten zu liefern.

Selbstverständlich gibt es Verschwörungen, es gibt geheime, nicht-öffentliche und informelle Absprachen zwischen Menschen mit wirtschaftlicher und politischer Macht zugunsten ihres eigenen gemeinsamen Vorteils oder zugunsten ihrer Ideologie. Natürlich spielen wirtschaftliche Interesse in der Politik eine Rolle, das ist hier nicht der Punkt.

Entscheidend ist die Herangehensweise um Antworten und Erklärungen zu finden. Es reicht nicht aus auf einem Stammtischniveau „das ist doch logisch“ Mutmaßungen aneinanderzureihen. Jede Theorie, die die Fragen wie „Warum wurde und blieb Cannabis verboten?“ beantworten soll, muss mit empirischen Beobachtungen belegbar oder falsifizierbar sein. Es wird auch nie die eine Erklärung geben, da politische Entscheidungen nie monokausal zustande kommen.