Wie kommt man als Patient darauf Cannabis als Medizin einzusetzen?

Cannabis - Sicher Medizin!
Cannabis – Sicher Medizin!

Das ist für den Einsatz von Cannabis als Medizin schon der erste Knackpunkt: Viele kranken Menschen wissen gar nicht, dass Cannabis ihnen helfen könnte und dass es (legale) Möglichkeiten gibt Cannabis als Medizin zu erhalten.

Die kommende Patientengruppe: Wenig Wissen über Cannabis

(Auch) Menschen, die sonst nichts mit Cannabis zu tun haben, stoßen insbesondere bei der Suche nach weiteren Behandlungsmethoden über das Internet auf Cannabis als Therapieoption. Das sind in der Regel Menschen mit besonders schweren, chronischen oder therapieresistenten Formen ihrer Krankheit sowie multimorbide (mehrere Erkrankungen) Patienten. Das geht meist einher mit einem höheren Lebensalter, womit man wieder bei den Menschen mit kaum oder garkeinem Wissen über Cannabis wäre.

Es müssen auch garnicht unbedingt die Patienten selbst sein, die den Anstoß geben, sondern auch Angehörige, Eltern von schwerkranken Kindern usw.

Die Informationen die Menschen hier im Internet finden – und dann damit zum Arzt gehen – sind von einer sehr durchwachsenen Qualität. Ähnliches gilt für den Informationsweg „Buschfunk“, während es einen gewaltigen Mangel an offiziellen, seriösen und anerkannten Quellen gibt.

Cannabis ist keine Wundermedizin

Problematisch sind viele Quellen auch durch die Vermischung von Verzweiflung der Patienten der Betroffenen, dem Glaube an Esoterik und einer sog. „alternative Medizin“ von Heilpraktikern und ihren falschen Versprechungen sowie eine Ablehnung von „Schulmedizin“, insbesondere im Bereich Krebs – Chemietherapie. Zusammen mit dem Verbot der „natürlichen Medizin“ Cannabis entstehen hieraus Informationsangebote und „Wissenstände“ von Patienten, die zum einen gruselig sind. Zum anderen sind die auch explizit kontraproduktiv, weil es den Ruf von Cannabis als Medizin in den Dreck zieht. Ärzte werden mit „Herr Doktor, helfen sie mir mit rohem Cannabissaft meinem Hirntumor zu helfen und mein Bein nachwachsen zu lassen“-Patienten konfrontiert. Diese Mediziner machen dann verständlicherweise im Worst Case direkt „dicht“. Aber auch wenn ein Arzt die Heilsversprechen kompetent zerpflügt, dann macht der Patient dicht.

Cannabis ist keine esoterische Wundermedizin, sondern ein sicheres Phytoarzneimittel mit einigen spannenden Eigenschaften. Sein Vorteil ist nicht unbedingt die Wirkstärke bei einer bestimmten Diagnosen. Hier gibt es inzwischen – vor einigen Jahrzehnten sah dies noch anders aus – viele sehr wirksame Mittel. Das Besondere an Cannabis ist die Mehrfachwirkung bei vielen Indikationen und ein vergleichsweise günstiges Verhältnis von Wirkung zu Nebenwirkungen. Gerade die Risiken von Cannabis sind sehr gut erforscht.

Durch die Umkehrung der Rollenverhältnisse z.B. beim Therapievorschlag durch einen vermeintlich oder real gut informierten und ggf. schon cannabiserfahrenen Patient und einem Arzt ohne Informationen oder die Möglichkeit sich zu informieren ist an sich schon ein Problem.

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Siehe auch: Ärzte sehen informierte Patienten kritisch

Patienten informieren sich immer häufiger selbst über Krankheiten, Behandlungsmöglichkeiten oder Kassenleistungen. Bei niedergelassenen Ärzten ist dieses Verhalten umstritten, oft raten sie Patienten von einer eigenen Recherche ab. Gleichzeitig haben jedoch viele Ärzte selbst Probleme, seriöse Quellen im Internet als solche zu erkennen.

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter: http://idw-online.de/de/news654192

Informationsdienst Wissenschaft – idw – Pressemitteilung Bertelsmann Stiftung, Jochen Lange, 13.06.2016 09:12

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Berichte über Einzelfälle wirken

Aber auch positive Informationsquellen und damit Wege zum Cannabis gibt es mehr. Neben dem Internet gibt es immer mehr Berichte in den Medien. Das umfasst Artikel über Cannabis als Medizin in den USA in der Apothekenumschau mit einer gewaltigen Reichweite. Aber auch über Einzelfälle und dem insbesondere zum Einsatz bei speziellen Diagnosen wie Schmerzen, ADHS, Tourette, Epilepsie, MS etc. finden sich immer wieder Fernsehbeiträge.

Meine Auftritte als ADHS Patient, insbesondere bei Scobel haben zu einem spürbaren Anstieg der Anrufe bei Frau Dr. Milz geführt. Vermutlich bin ich indirekt und direkt für einen nicht kleinen Teil der ADHS-Patienten mit Genehmigung „verantwortlich“.

Informationen von z.B. Fachgesellschaften gibt es bisher kaum, bei Schmerzen und MS (auch wegen Sativex) am ehesten. Aufgrund der schmalen Evidenz und keinen interessierten Pharmafirmen im Hintergrund wird diese Lücke noch lange erhalten bleiben.