Schmerzen – Provisorische Leitlinie zum Einsatz von Cannabis als Medizin

Dieser Artikel ist Teil einer provisorischen Leitlinie zum Einsatz von Cannabis als Medizin.

Cannabis als Medizin in der Schmerzmedizin

Schmerzen sind das verbreitetste und am besten erforschte Einsatzgebiet von Cannabis. Mehr als die Hälfte aller Inhaber einer Erlaubnis zum Erwerb von Cannabis aus Apotheken in Deutschland und fast 3 Viertel der registrierten Patienten in Colorado leiden – auch – an chronischen bzw. schweren Schmerzen. Die Diagnosen Multiple Sklerose und Spastiken, Fibromyalgie, rheumatische Arthritis, Krebs oder HIV/AIDS bei denen Cannabis helfen kann gehen mit Schmerzen einher. Zudem leiden Schmerzpatienten überdurchschnittlich oft an Depressionen und Schlafstörungen, bei denen Cannabis helfen kann.

Inzwischen weiß man dass das Endocannabinoid-System eine wichtige Rolle bei der Schmerzmodulation erfüllt.

Glossar für Patienten: Schmerzmodulation „Definition: Unter Schmerzmodulation versteht man Veränderungen in der Schmerzwahrnehmung, die durch neuronale Prozesse des ZNS gesteuert werden. Schmerzmodulation kann Schmerzen verringern oder verstärken.“ (doccheck)

Neben den Endocannabinoiden und Cannabis wirkt beispielsweise Paracetamol auch über eine Wechselwirkung mit dem Endocannabinoid-System.

Wichtige generelle Erkenntnisse

  • Cannabis als Medizin ist eher bei chronischen als bei akuten Schmerzen wirksam und erforscht
  • Der Einsatz gemeinsam mit anderen Schmerzmittel wie Opiaten ist unproblematisch und sinnvoll, siehe Wechselwirkungen
  • Glockenkurve bei der Dosis-Wirkungs-Beziehung – Das therapeutische Fenster bzgl. der Dosierung ist relativ eng. Bei hohen Dosierungen und bestimmten Schmerz oder Schmerzreizen sind Fälle von Hyperalgesie bekannt.

Nabiximols hat in Kanada eine Zulassung bei neuropatischen Schmerzen bei MS sowie Krebsschmerzen.

„Opioid-sparing“ effects and cannabinoid-opioid synergy

Cannabis kann die Wirkung von Opiaten erhöhen. Damit eröffnet sich ein breites Einsatzgebiet als Ergänzung zu Opiaten und der damit verbundenen Möglichkeit deren Dosierung sowie die damit verbundenen Nebenwirkungen zu mindern. Insbesondere bei hohen Dosen oder in der Pädiatrie hat dieser Effekt ein großes Potenzial zu Verbesserung der Schmerztherapie.

Praxistipp: Bei akuten Schmerzen erreicht man am ehesten zusammen mit Opiaten eine Wirkung.

Metaanalyse zu Cannabis bei chronischen neuropathischen Schmerzen aus dem Jahr 2015

Die Studie „The effectiveness of cannabinoids in the management of chronic nonmalignant neuropathic pain: a systematic review“ die Journal of oral & facial pain and headache veröffentlicht wurde kommt zu dem Ergebnis dass Cannabinoide bei chronischen neuropathischen Schmerzen ein wirksamen Schmerzmittel sein können, wenn sich die therapieresistenz sind.

Result: Of the 24 studies that examined chronic neuropathic pain, 11 studies were excluded. The 13 included studies were rated using the Jadad Scale to measure bias in pain research. Evaluation of these studies suggested that cannabinoids may provide effective analgesia in chronic neuropathic pain conditions that are refractory to other treatments.

D. G. Boychuk, G. Goddard, G. Mauro, M. F. Orellana: The effectiveness of cannabinoids in the management of chronic nonmalignant neuropathic pain: a systematic review. In: Journal of oral & facial pain and headache. Band 29, Nummer 1, 2015, S. 7–14, PMID 25635955

Weiterlesen: Pain – Information for Health Care Professionals – Health Canada