Risiko einer Abhängigkeit bei unterschiedlichen Drogen

Carl Hart, Quelle: Simon Fraser University CC BY 2.0
Carl Hart, Quelle: Simon Fraser University CC BY 2.0

Die meisten Konsumenten von legalen und illegalen Drogen werden nicht abhängig. Weder bei Heroin noch bei Crack oder Crystal Meth werden die Mehrzeit der Konsumenten abhängig. Der Anteil derer die eine Abhängigkeit entwickeln liegt je nach Droge bei 10% bis 25%. Dies schreibt Dr. Carl Hart hat in seinem äußerst lesenswerten Buch „High Prices“. Seine These hat der Professor für Psychologie und Psychatrie an der Columbia University mit mehreren Quellen belegt. Eine davon ist „Comparative Epidemiology of Dependence on Tobacco, Alcohol, Controlled Substances, and Inhalants: Basic Findings From the National Comorbidity Survey“, erschienen in Experimental and Clinical Psycho pharmacology 1994. Vol. 2, No. 3, 244-268, veröffentlicht von James C. Anthony, Lynn A. Warner, and Ronald C. Kessler Der erste Autor arbeitet am Addiction Research Center, einer Einrichtung des National Institute on Drug Abuse, die über jeden Zweifel Drogen zu verharmlosen erhaben ist.

Die Studie basiert auf den Daten der National Comorbidity Survey, welche in den Jahren 1990 bis 1992 mit Personen zwischen 15 und 54 Jahren in den USA durchgeführt wurde. In Tabelle zwei finden sich die Brechungen der Wissenschaftler zur „Estimated Prevalence of Extramedical Use and Dependence in Total Study Population and Lifetime Dependence Among Users“.

Drug categories Proportion with a history of dependence Proportion with a history of extramedical use Dependence among extramedical users
Tobacco 24,1 75,6 31,9
Alcohol 14,1 91,5 15,4
Other drugs 7,5 51 14,7
Cannabis 4,2 46,3 9,1
Cocaine 2,7 16,2 16,7
Stimulant 1,7 15,3 11,2
Anxiolytics 1,2 12,7 9,2
Analgesics 0,7 9,7 7,5
Psychedelics 0,5 10,6 4,9
Heroin 0,4 1,5 23,1
Inhalants 0,3 6,8 3,7

Mit „Other Drugs“ sind alle – meisten illegale – Drogen außer Alkohol und Tabak zusammengenommen gemeint. Psychedelics sind LSD, Meskalin und Co. und Analgetics meint Opiate und Opioide (Codein, Morphium etc.). Unter Anxiolytics (Anxiolytika) wurden auch „sedatives and hypnotic drugs“, also Tranquilizer und Schlafmittel zusammengefasst. Konkret sind damit Barbiturate und Benzodiazepine gemeint. In der folgenden Tabelle habe ich die Spalte „Dependence among extramedical users“ nach dem Wert sortiert. Das Ergebnis zeigt klar, dass 2/3 aller Menschen, die einmal eine Droge in einem nicht-medizinischen Kontext gebraucht haben keine Abhängigkeit entwickeln.

Die Tabelle wird angeführt von der legalen Droge Tabak, Alkohol befindet sich auf Platz 2. Selbst bei der Droge Heroin ist weniger als jeder Vierte Gebraucher von einer Abhängigkeit betroffen. Der Wert für Kokain liegt mit 16,7% nur knapp über dem Wert für Alkohol. Vergleichen mit Tabak ist eine Abhängigkeit bei Kokain nur halb so wahrscheinlich. Das Risiko bei Alkohol übersteigt den Wert bei allen anderen Stimulanzien, Beruhigungsmittel, Halluzinigene, Schmerzmittel sowie Cannabis.

Tabak 31,9%
Heroin 23,1%
Kokain 16,7%
Alkohol 15,4%
Drogen außer Tabak und Alkohol 14,7%
Stimulanzien 11,2%
Anxiolytika 9,2%
Cannabis 9,1%
Schmerzmittel 7,5%
psychedelische Drogen 4,9%
Schnüffelstoffe 3,7%

Zuletzt möchte ich noch anmerken dass eine Abhängigkeitsdiagnose nur bedingt ein Indikatior für ein ernstes Problem mit oder wegen Drogen ist. Gerade die 31,9% Raucher mit einer Abhängigkeit oder die ebenfalls weit verbreitete Abhängigkeit nach Koffein zeigen dass auch mit einer Abhämgigkeit ein gutes Lebens möglich ist. Ebenso kann einer Überdosis oder eine Strafanzeige auch nicht-abhängige Konsumenten schwer treffen.

Bei Studien aus den USA werden meist die Kritiern des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, in dieser Studie DSM-III-R genutzt und nicht wie in Europa üblich die „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (ICD, englisch International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems).