Über den „tabakhandelnden Juden“

In meinen SPUNK Artikel „Drogen in der Menschheitsgeschichte“ schrieb ich:
„In Deutschland fiel der Beginn einer eigenständigen nationalen Drogenpolitik in die Zeit der Machtergreifung durch Hitler. Die Geburt der deutschen Drogenpolitik erfolgte aus dem Geist der Rassenhygiene. Das Rechtsgut der zu schützenden „Volksgesundheit“ prägt das Drogenrecht bis heute. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Feindbild des tabakhandelnden Juden durch das des rauschgiftdealenden Südländers ersetzt, das Personal im Gesundheitsministerium und Bundeskriminalamt blieb das gleiche.“

Ein Kollege meinte nun dass ihm das Stereotyp des „tabakhandelnden Juden“ bisher unbekannt war und vermutet eine sträfliche Vernachlässigung der Sozialforschung. Recht hat er!Während Juristinnen und Medizinerinnen sich ihre Finger wund schreiben, gibt es hinsichtlich historisch-politischer Analysen und sozialer Untersuchungen aus der Frühzeit der Drogenpolitik (vor 1968) einen deutlichen Mangel. Das erwähnte Stereotyp habe ich aus Henner Hess, Birgitta Kolte, Henning Schmidt-Semisch: Kontrolliertes Rauchen. Tabakkonsum zwischen Verbot und Vergnügen welches mir leider im Moment nicht direkt vorliegt. Als Ersatz ein Zitat aus Werner Pieper: Nazis on Speed – Drogen im 3. Reich, genauer aus dem dort abgedruckten Text „Alkoholmissbrauch und Rassenpolitik“ von Dr. Günther Hecht, Rassenpolitisches Amt der NSDAP, Berlin, 1939:
„Da die Juden der Alkoholsucht kaum erliegen, konnten sie um so besser die Manager des modernen Alkohol- und Tabakhandels werden, an dem sie bis heute entscheidend beteiligt sind und Milliarden verdienen. Ihr „Erfolg“ liegt hierbei nicht aber nicht zum wenigsten darin, daß sie als die geborenen Händler rasch erkannten, daß mit dem Appell an die Ehre und den Stolz der arischen Völker viel zu verdienen sei. Deshalb waren sie es, die als Reklamechefs die Gedanken aufbrachten, daß nur „ein wahrhafter Kenner“ die Zigarettenmarke X rauche, und daß „nur der elegante Herr“ die Biersorte Y trinke, und was derartige Appelle an die Ehre mehr sind.
[…]
Schnell und geschickt hatte auch der Jude die Handelsaussichten beim Tabakwarenverkauf erkannt, und auc hier dürfte er um 70-75% des Tabakhandels kontrollieren.“

Und ein weiteres Zitat aus Tilmann Holzer: Die Geburt der Drogenpolitik aus dem Geist der Rassenhygiene – deutsche Drogenpolitik von 1933 bis 1972, diesmal der Text „Nationalsozialistische Gesundheitsführung“ aus 1939, erschienen im Ärzteblatt für Niedersachsen von Abteilungsleiter Dr. med. Bruns, Referat „Genussgifte“ im Hauptamt für Volksgesundheit der NSDAP:
„Von größter Bedeutung für die Volksgesundheit ist die Frage der Genußgifte. Besonders der Alkohol- und Tabakrauch bilden eine große Gefahr für die Gesundheit und die Leistungskraft der Menschen. […] Der Jude hat mit den raffiniertesten Mitteln versucht, Geist und Seele des deutschen Menschen zu vergiften und das Denken auf einen undeutschen Weg, der ins Verderben führen mußte, zu leiten.“