Die Patientengruppe die am ehesten eine Behandlung mit einem Cannabis-Medikament erhalten sind leiden an MS. Das Fertigarzneimittel Sativex ist für den Fall einer therapierestistenten Spastik zugelassen und wird von den Krankenkassen bezahlt. Sativex ist ein Cannabispflanzenextrakt und enthält etwa zu gleichen Teilen THC und CBD. Das Präparat wird als Spray über den Mund aufgenommen.
Problematischer Inhaltsstoff: Alkohol
Neben den Cannabis-Wirkstoffen enthält Sativex jedoch auch einen großen Anteil an Alkohol. Dieser Zusatz ist bei einigen Patientengruppen (ehemalige Alkoholiker, Kinder, Menschen mit Problemen im Mundraum, Schwangerer etc.), in Kombination mit anderen Medikamenten sowie im Bezug auf den Straßenverkehr von Nachteil.
Für einige Patienten die bessere Wahl: Cannabisblüten
Sativex kann für Menschen mit MS eine wirksames Mittel sein, anderen helfen jedoch Cannabisblüten besser. Dies könnte unterschiedliche Ursachen haben:
- Sativex ist nur eine fixe Kombination aus THC und CBD, verschiedene Cannabisblüten erlauben mehrere Auswahl
- In Cannabisblüten können weitere wirksame Cannabinoide und Terpene enthalten sein, die inm Sativexspray fehlen
- Bessere und genauere Dosierbarkeit und schnellere Wirkung von inhaliertem Cannabis anstelle der Aufnahme über den Mund
Ein Beleg für die Überlegenheit von Cannabisblüten gegenüber Sativex ist der hohe Anteil an MS Patienten bei den Inhabern einer Ausnahmegenehmigung für den Erwerb von Cannabis aus der Apotheke. Mit etwa 15,5% machen sie die größte Gruppe nach den Schmerzpatienten aus. Die Erlaubnis wird nur erteilt wenn andere Therapieoptionen – wie z.B. Sativex – keine ausreichende Wirkung gezeigt haben.
Cannabis kann mehr
In Studien wurden Cannabis-Medikamente nicht nur für die Spastik bei MS eingesetzt sondern auch bei den Indikationen Tremor, Blasendysfunktion, Fortschreiten der Erkrankung, Entzündung und kognitive Leistungsfähigkeit eingesetzt. Auch gegen Begleiterkrankungen wie Schlafprobleme und Depressionen wird Cannabis von Patienten erfolgreich eingesetzt.
Multiple Sklerose und Cannabis – das passt
Das neue Cannabis als Medizin Gesetz stößt in der Praxis noch auf zahlreiche Probleme. Ärzte fehlt es an Studienlage, Informationen zur Dosierung und etc. Der Einsatz von Cannabisblüten bei MS durch einen Neurologen der bereits Sativex eingesetzt hat dürfte allerdings so ziemlich der einfachste Fall sein. Cannabis bei MS genießt bei den Betroffenen und ihren Ärzten auch dank Sativex einen guten Ruf – im Vergleich zu den Reaktionen von Psychiatern oder einigen ADHS Foren bei diesem Thema. Auch ist ein Anschlagen der Therapie hier deutlich sichtbar.
Für Neurologen und anderen Ärzte mit MS-Patienten
Ärzte, die sich vorstellen können Cannabisblüten zu verschreiben und einigen ihren Patienten damit zu einer besseren Behandlung zu verhelfen können sich auf ihr Erfahrungen stützen. Blüten mit einem ausgeglichenen Verhältnis von THC und CBD wie die Sorte „Bediol“ (6,3% THC 8% CBD) der niederländischen Firma Bedrocan sind in ihrer Wirkung, der Dosierung und den Nebenwirkungen Sativex sehr ähnlich. Eine Alternative zum alkoholischen Extrakt Sativex kann auch die Kombination aus einer öligen Dronabinol und CBD Lösung sein. Diese können als Rezepturarzneimittel verordnet werden.
Dosierungsvorschlag basierend auf den Informationen über Sativex (Nabiximols)
Sativex enthält 2,7 mg THC und 2,5 mg CBD pro Sprühstoß.
Als Rezepturen können verordnet werden: „Ölige Dronabinol‐Tropfen 25 mg/ml (NRF 22.8.)“ sowie „Ölige Cannabidiol‐Lösung 50 mg/ml (NRF 22.10.)“
Andere Konzentrationen sind möglich. Im Idealfall haben beide Lösungen die gleiche Konzentration => gleiche Tropfenzahl.
Ein Sprühstoß Sativex kann ersetzt werden durch: 2,5 mg Dronabinol (THC) entspricht 3 Tropfen einer 2,5% Lösung + 3 mg CBD entspricht 2 Tropfen einer 5,0% Lösung
Beim Einsatz von Cannabisblüten der Sorte Bediol 6,3% THC 8% CBD:
Ein Sprühstoß Sativex kann ersetzt werden durch: 50 mg Blüten entsprechen 6,3 mg THC und 4 mg CBD (bei einer inhaltiven Aufnahme kann die Einzeldosis etwas größer sein)