Für kommunale Modellversuche für eine Veräußerung von Cannabis oder für Cannabis Social Clubs ist eine ökonomische Betrachtung eines legalen Anbaus von Cannabis im Bereich von wenigen Kilogramm notwendig. In Rücksprache mit einschlägigen Fachleuten habe ich hier eine kleine Musterrechnung erstellt.
- Ein Growschrank mit einer 600 Watt Lampe zusammen mit 20 Pflanzen („Eine Pflanzeinheit“) ergeben mindestens 300 Gramm pro Ernte und verbraucht 2 m² Raum. Bei einem fachgerechten Anbau erreicht man pro Ernte einen Ertrag in Gramm gleich Leistung der Lampe in Watt. Werden die Pflanzen aus Samen gezüchtet sind vier Ernsten pro Jahr möglich, mit Stecklingen kann man bis zu 6 Ernten erreichen.
- Die Sachkosten betragen im ersten Jahr 1000 €. In den Folgejahren reichen 500 € aus. Dazu kommt ein Stromverbrauch von 2000 kWh bzw. 500 € pro Jahr
- Der Arbeitsaufwand für die Pflege beträgt 0,5 Stunden pro Tag = 4 Stunden pro Woche
- Dazu kommt ein Arbeitsaufwand pro Ernte von 2 Arbeitstage
- 4 Stunden x 50 Wochen sind 200 Arbeitsstunden + 4 x 2 x 8 Stunden für die Ernste sind 264 Arbeitsstunden, dies entspricht ca. 1 / 7 Stelle. Bei mehr oder größeren Growschränken sinkt der Aufwand pro Einheit.
- Eine Personalstelle kann 10 bis 20 Pflanzeinheiten betreuen.
Die jährliche Kosten bei 10 bzw. 20 Pflanzeinheiten setzen sich zusammen aus:
- 52.000 € Personalstelle nach TVöD E06 (Arbeitnehmer mit einer dreijährigen Ausbildung als Gärtner)
- 12.000 € durchschnittliche Sachkosten und Raummiete pro Stelle öffentlicher Dienst
- 5.000 bzw. 10.000 € für Strom
- 5.000 bzw. 10.000 € für Sachkosten
In Summe sind dies 74.000 € bzw. 84.000 €.
Gesamternte: 10 bzw. 20 x 4 x 300 = 12 bzw. 24 kg – das Doppelte ist bei einem fachgerechten Anbau möglich.
Damit ergibt sich ein Preis pro Gramm von 6,20 bzw. 3,5 €
Der Gesamtflächenverbrauch liegt bei ca. 20 bis 40 m².
Bei einem Ertrag von 600 Gramm pro Ernte halbiert sich der Preis auf 3,10 bzw. 1,75 €, weitere Ernten sinken den Preis nochmals.
Alle Zahlen sind konservativ gerechnet, je größer die Produktion, desto günstiger wird die Sache und desto weniger Platz bräuchte man. Dafür bestehen natürlich auch Risiken durch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten, welche die Bilanz wieder etwas verschlechtern. Weitere Kosten können durch Laboruntersuchungen zur Qualitätssicherung entstehen, sollten aber kaum ins Gewicht fallen.
Bei einem Anbau ohne Kunstlicht in einem Glashaus sinkt der Ertrag und es sind weniger Ernten pro Jahr möglich, dafür fallen die Stromkosten weg. Optimal dürfte eine Kombination aus Glashaus mit ergänzendem Kunstlicht sein. Der Ertrag bei einem Outdoor-Anbau hängt zudem von der geographischen Breite ab, in Europa herrschen eigentlich erst ab der Höhe der iberischen Halbinsel optimale Bedingungen für den Anbau von Cannabis. Die Zeit bis zur Blüte unterscheidet sich von Sorte zu Sorte.
Die Personalkosten von 52000 € sind die Arbeitgeberbruttokosten für eine Personalstelle nach E06. Entgeltgruppen 5–8 für mindestens 2- oder 3-jähriger Ausbildung (vergleichbar mittlerer Dienst). Arbeitnehmerbrutto sind das 33.197 € und 21.000 € netto sind 1.750 € im Monat.
Quelle: http://www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de/bsvwvbund_09052011_IIA3H101210070001004.htm