Anmerkungen zum Repressionsbericht 2011

Am vergagenen Mittwoch, dem 16. Mai 2012 stellte Innenminister Friedrich die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2011 vor. Wie in allen Jahren wird in den Medien lakonisch vermerkt dass die „Rauschgiftkriminalität“ gestiegen sei und die besonderen Ausreißer nach oben – in diesem Jahr im Bereich der Amphetamine skandalisiert. Der Fakt dass ein Großteil der „Rauschgiftkriminalität“ opferlose Delikte sind und in erster Linie Konsumenten kriminalisiert werden fällt unter den Tisch.

Diesen Aspekt habe in einem noch unveröffentlichen Artikel für den Deutschen Hanf Verband beleuchtet.

In den bisher veröffentlichen Zahlen fehlen noch die Anhaben wie hoch der Anteil der Tatverdächtige, die als „Konsumenten harter Drogen“ bekannt waren, war. Hinter diesen Werten verbirgt sich die indirekte Beschaffungskriminalität als Folge einer katastrophalen Versorgungslage. Während die Zahl der Methadonärzte und der Ausbau der Heroinabgabe staginiert und in nur einem Gefängnis der Bundesrepublik Substitionsbehandlung als Dauerversorgung angeboten wird, werden nach Schätzungen 45% der Autoaufbrüche, 37% aller Wohnungseinbrüche, 20% der Raubüberfälle in Deutschland von Drogenabhängigen begangen.

Für einen Vortag in Rheinland-Pflanz habe ich die Zahlen zur Beschaffungskriminalität aus der Polizeiliche Kriminalstatistiken des Landes Rheinland-Pfalz 2010 rausgesucht. Diese Zahlen stellen natürlich nur die Untergrenze da, da hier nur die bekannten Konsumenten erfasst werden. In 10074 Fällen bzw. 8,5% aller Straftaten wären die Täter sog. „KONHD“ = Konsumenten harter Drogen. Beim Diebstahl unter erschwerenden Umständen §§ 243-244a StGB waren es 11,7%, Tageswohnungseinbruchen 17,7%, Raubüberfälle in Wohnungen 25% und „Raub, räuberische Erpressung und räuberischer Angriff auf Kraftfahrer §§ 249-252, 255, 316a StGB 16,3%. Rechnet man alle Rauschgiftdelikte aus den absoluten Zahlen heraus, bleibt ein Mindestanteil von 2,6% aller Straftaten, die auf Beschaffungskriminalität zurückzuführen sind und die sich mit einer optimalen Versorgung von Abhängigen weitestensgehend verhindern liesen.

Nutznießer der kontrollierten Drogenabgabe seien sowohl die Abhängigen als auch die Öffentlichkeit, heißt es im Schlußbericht des Heroinmodellversuchs der Schweiz. So sank die Zahl der straffälligen Personen und der Delikte bereits im ersten Behandlungsabschnitt um rund 60 Prozent.

Laut heroinstudie.de fanden die Schweizer zudem heraus:

Eine ökonomische Analyse der Schweizer Modellversuche hat ergeben, dass – v.a. durch einen Rückgang der Straftaten und eine Verbesserung des Gesundheitszustands der Abhängigen – pro Tag, an dem ein Patient an der dortigen Studie teilnahm, ein volkswirtschaftlicher Gesamtnutzen von 96 Franken entstand – nach Abzug sämtlicher therapiebedingter Kosten ergab sich ein Netto-Nutzen von 45 Franken pro Patient und Tag.

Drum schließe ich mit der alten Forderungen: „Heroin für alle die es brauchen!“

PS: Wie wenig Aussagekraft Prozentangaben besitzen, zeigt übrigens der Anstieg um 48,8% bei Methamphetamin („Crystal“), in absoluten Zahlen sind es nun nur 40 Kilogramm.