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Citius, altius, fortius! Der neue Mensch steht bereit!
Über Enhancement zwischen Alltag, Labor, Vision und Hype
Unter „Enhancement“ versteht man „gezielte Maßnahmen zur Verbesserung geistiger und körperlicher Fähigkeiten sowie psychischer Befindlichkeiten bei einem gesunden Menschen“ – darunter fällt das Phänomen des „Hirndoping“. Wendet man aber diese Definition stringent an, findet man noch viel mehr, denn der Wunsch, Leistung und Wohlbefinden zu steigern ist alt. Ebenso sind die relevanten Mittel eher altbekannte als freakige neue Produkte aus dem Pharmalabor. Für Schlagzeilen wie „Hunderttausende dopen sich für den Job“ werden die völlig unrepräsentativen Leser der Zeitschrift „Nature“ durchs Dorf gejagt oder die Nutzer wirkungsloser Ginkgo Präparate aus einer DAK Studie zu „Hirndopern“ gemacht. Die DAK schreibt selbst dass nur 1-2% der Arbeitnehmerschaft wirklich potente Mittel nehmen…
Das weitaus interessantere Ergebnis der DAK Studie: Um Körper und Geist den Bedingungen der kapitalistischen Leistungsgesellschaft anzupassen würden 40% zu Medikamenten greifen. Die innere Legalisierung hat längst stattgefunden – Jahrzehnte voller Pharmawerbung sei Dank.
Fakt ist: Die Enhancement findet primär mit Koffein statt, gefolgt von Schmerzmitteln sowie den sonstigen „normalen Drogen“. Die gehypten Substanzen Modafinil und Ritalin gehen in ihrer Wirkung kaum über eine vernünftige Portion Koffein bzw. Amphetamin hinaus. Andere Substanzen wie Antidementika werden diskutiert und konsumiert, eine nachweisbare Wirkung gibt es meist nur unter Laborbedingungen oder bei wirklichen Defiziten.
Bedenken gegen Enhancement sind meist fadenscheinig: Legalität? Interessiert schon beim Kiffen niemanden. Verfügbarkeit? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Moral? Ist was für Kleingeister, Ausreden-Sucher und Feiglinge, die nicht bereit sind ihr Potenzial zu erkennen und auszuschöpfen. Gesundheit? Die „Kulturdroge“ Alkohol ist das wahre Neurotoxine der Moderne. Eben dieser ist im Beikonsum für viele den illegalisierten Substanzen wie MDMA zugeschriebenen Schäden verantwortlich.
Weil Enhancement schon längst stattfindet sind die ethischen Diskussionen darüber dringend geboten. Auch die problematischen Eigeninteressen der treibenden Kräfte, Pharmaindustrie und Militär, müssen genau betrachtet werden. Viele Diskussionen werden aber schnell zu einer generellen Debatte über Leistung und dem Sein im Kapitalismus führen…
Der Soziologe Amendt meinte dazu: „Wenn gesunde Menschen Medikamente nehmen, muss die Gesellschaft krank sein!“ Meine Gegenthese: „Enhancement kann ein Segen sein, der uns hilft unsere biologischen Einschränkungen zu beseitigen und besser zu funktionieren“. Es bleibt die Frage: Lohnt es sich unterm Strich?