Fazit aus der Cannabis-Anhörung

Am 25.1.2012 veranstaltete der Gesundheitsausschuss des Bundestages eine öffentliche Anhörung mit dem Titel „Wie gefährlich ist Cannabis?“. Das Video der Veranstaltung und ein erstes Fazit von Georg Wurth, Deutscher Hanf Verband, ist hier zu finden. Aus der Anhörung und den dazugehörigen Pressemitteilungen habe ich ein Fazit erstellt – auf offensichtlichen Schwachsinn wie er in der Pressemitteilung vom stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Singhammer geäußert wurde – „Denn jegliche Bemühungen im Bereich der Prävention würden ad absurdum geführt, wenn der Besitz legalisiert würde.“ – gehe ich allerdings nicht ein.

1. Wir haben ein Problem mit jungen Kiffern – trotz Verbot. Keiner der Vorschläge der LINKEN, Grünen oder des DHV zielt darauf ab Kindern den Zugang zu Cannabis zu erleichtern. Ganz im Gegenteil: Erst ein regulierter Markt ermöglicht Jugendschutz, oder hat jemand schonmal ein Dealer gesehen, der nach dem Personalausweis gefragt hat?

2. Der „Cannabis Social Clubs“ Vorschlag der LINKEN oder der Drogenfachgeschäfte Ansatz der Grünen ist – wie Hans-Günther Meyer-Thompson (Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin) sehr richtig angemerkt hat – ein Konzept für Erwachsene, für diese sind die Strafverfolgung und die negativen Auswirkungen des Schwarzmarktes das Hauptproblem.

3. Es geht nicht darum „Wie gefährlich ist Cannabis?“, sondern „Bringt das Verbot irgendwelche Vorteile?“ – darauf wies Raphael Gaßmann (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) hin. Da es meiner Einschätzung nach nur Nachteile bringt und keinerlei Vorteile sollte es durch einen vernünftigeren Ansatz ersetzt werden.

4. Der nicht kontrollierte THC Gehalt ist eine Folge des Verbots und kann deswegen nicht als Begründung für das Selbige genommen werden – Nicole Krumdiek (Schildower Kreis) wies hierauf hin.

5. Die These eine Legalisierung würde ein Konsumanstieg bringen ist nicht haltbar. Dies zeigt:

  • Der Cannabiskonsum in den Niederlanden – gerade bei jungen Menschen – liegt unterhalb des europäischen Durchschnitts und unter dem von Verbotsstaaten wie Deutschland.
  • „Ein Zusammenhang zwischen Drogenpolitik, gemessen an den rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der Praxis der Strafverfolgung und Verbreitung des Cannabisgebrauchs, lässt sich nicht feststellen.“ – Karl-Heiz Reuband in „Cannabis – Neue Beiträge zu einer alten Diskussion“, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Raphael Gaßmann
  • Die europäische Beobachtungstelle für Drogen und Drogensucht, eine EU Behörde, hat den Einfluss der vielfältigen Drogengesetzgebung in den letzten Jahre innerhalb von Europa auf die Konsumzahlen untersucht, auch hier das Ergebnis es ist keine Korrelation erkennbar – Raphael Gaßmann (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) erwähnte diese Untersuchung.
  • 6. Cannabis ist keine Einstiegsdroge. Dass das Schwachsinn ist, ist inzwischen selbst auf regierungsamtlichen Seiten nachzulesen.

    Drugcom: TOPTHEMA Mai 2011 – Vom Kiffen zum Heroin?:


    „Schrittmacherfunktion“ wissenschaftlich nicht haltbar

    Würde man die Tatsache, dass die meisten Opiatabhängigen mit Cannabis angefangen haben, als Argument für die Einstiegsdroge Cannabis anführen, könne man nach Ansicht der Drogenforscher Dieter Kleiber und Karl-Arthur Kovar ebenso gut behaupten, „dass eine Erkältung zwangsläufig zu einer Lungenentzündung führt, weil so gut wie jeder Lungenentzündung eine Erkältung vorausgeht.“ Beide Autoren haben 1998 im Rahmen einer umfangreichen Expertise die Risiken des Cannabiskonsums beleuchtet und stellten zu der Frage der „Einstiegsdroge“ fest, dass die These von der „Schrittmacherfunktion“ nach damaligem wissenschaftlichem Kenntnisstand nicht haltbar sei.


    Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen – „Cannabis – Basisinformation“:


    Das Risiko des Umstiegs auf andere »härtere« Drogen wurde lange Zeit unter dem Stichwort »Einstiegsdroge« kontrovers diskutiert. Dabei wurde die Beobachtung, dass fast alle Heroinabhängigen früher Cannabis geraucht hatten, zum Anlass genommen, Cannabis für den Umstieg auf Heroin verantwortlich zu machen. Was für Heroinabhängige rückblickend stimmt, trifft jedoch nicht auf Cannabiskonsumenten zu. Tatsächlich steigt nur ein sehr kleiner Teil der Cannabiskonsumenten auf andere Drogen um.

    Zum Vorwurf eine Legalisierung würde Drogen verharmlosen, schließe ich mit den Worten der Grünen Jugend: Wer für die Legalisierung eintritt, anstatt der totalitären Phantasie einer drogenfreien Gesellschaft anzuhängen, verharmlost Drogen in keiner Weise, sondern nimmt ihre Existenz als Realität an und fördert einen verantwortungsvollen Umgang.