Zusammenfassung
Chronische Schmerzen gehören neben Spastiken zu den am Besten erforschten Einsatzgebieten von Cannabis als Medizin in seinen unterschiedlichen Darmeichformen und Applikationsmöglichkeiten. Insbesondere bei der Behandlung neuropathische Schmerzen ist der Bedarf an besseren Therapiemöglichkeiten groß. Die meisten Patienten bevorzugen das Rauchen und das Inhalieren von Cannabis unterschiedlichster Qualität. Das macht aber Vergleichbarkeit im Rahmen klinischer Studie kaum möglich.
In einer Studie in Israel wurde der Einsatz von Cannabis unter standardisierten Bedingungen mithilfe eines Verdampfers bei Schmerzpatienten untersucht. Das Ergebnis zeigt dass damit eine standardisierte Anwendung von Cannabis möglich ist. Die von Patienten bevorzugten Konsumform des Vaporisieren bietet auch weitere Vorteile bietet.
Diagnose Schmerzen
Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigung des Nervensystems, nicht durch Verletzungen des Körpergewebes oder funktioneller Störungen. Die Prävalenz für chronische neuropathische Schmerzen liegt in Europa und den USA bei 7-9%. Bei 5% der Bevölkerung sind die Symptome moderat bis schwer.
Neuropathische Schmerzen betreffen jeden vierten Schmerzpatienten. In 30% der Fälle kann die Ursache der Schmerzen nicht gefunden werden. Häufige Ursachen sind Diabetes, Krebs, Nebenwirkung von Medikamente oder Alkoholmissbrauch.
Neuropathische Schmerzen sind schwer behandelbar, insbesondere wenn die Ursache nicht gefunden oder behandelt werden kann. Nur etwa jeder Zweite Betroffene kann eine teilweise Linderung erfahren. Schwere chronische und therapieresistente Schmerzen bedeuten eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität. Sie führen zu Depressionen, Arbeitslosigkeit und Suizid.
Applikationsmöglichkeiten
Patienten Cannabis bevorzugen die Inhalation von Cannabisblüten. Das Rauchen und das Vaporizieren von Cannabis wirkt schnell sowie effizient. Damit ist der Konsum nebenwirkungsärmer und gut dosierbar. Beim Inhalieren lässt sich für den Patienten am einfachsten selbst die geeignete Dosis finden. Diese Methode ermöglicht zudem eine flexible Auswahl der Sorte.
Von Nachteil ist die kürzere Wirkungsdauer im Vergleich zu oral aufgenommenem Cannabisprodukten sowie schwierigere Einnahme im Vergleich zu Kapseln oder Sprayform. Bei den Studien zu Cannabis als Medizin (im Bereich Schmerzen) wurden bevorzugt standardisierte Produkte in Form von Kapseln oder Sprayform genutzt.
Das Beste aus beiden Welten
Um die von Patienten bevorzugte Konsumform für die klinische Forschung einsetzten zu können ist eine Standardisierung erforderlich. Dies erfordert beim Verdampfen Cannabisblüten mit einem festen Werkstoffgehalt, eine genaue Dosierung sowie ein Vaporizer, der einen ähnlich wiederholbaren Konsumvorgang erlaubt. Das Rauchen hat schädliche Nebenwirkungen und ist schwerlich standardisierbar.
Studie
Israelische Ärzte haben in einer offenen klinischen Studie mit 8 Patienten die Pharmakokinetik, Wirksamkeit, Sicherheit und den Bedienungskomfort eines neuen Gerätes getestet. Die Probanden litten an chronischen neuropathischen Schmerzen. Sie erhielten bereits eine Schmerztherapie, inklusive gerauchtem medizinischen Cannabis.
Genutzt wurde der Syqe Inhaler Exo, einem zugelassenen Medizinprodukt. Das Cannabis stammt von der Firma Bedrocan in Arzneimittelqualität und standardisierter Qualität. Eine Einzeldosis enthielt 15 mg Cannabis Flos und damit nur 3 mg THC. Nach der Aufnahme einer Dosis wurden THC Gehalt im Blut, Wirkung auf die Schmerzen und Nebenwirkungen gemessen.
Alle Teilnehmer zeigten ein einheitlichen pharmakokinetischen Profi. Im Vergleich zu anderen Applikationsformen wurde ein hohe Effizienz (Cmax THC im Blut pro mg aufgenommenem THC) und geringere Unterschiede zwischen den Teilnehmern gefunden.
Die Schmerzen nahmen 20 Minuten nach der Inhalation um 45% ab und kamen nach 90 Minuten wieder zurück. Als einzige Nebenwirkung wurde ein leichte Benommenheit für 15 bis 30 Minuten beobachtet. Der Verdampfer wurde deutlich positiver von den Patienten bewertet als ihre übliche Konsumform, dem Rauchen.
Die geringe THC Dosis minderte das Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen sowie deren Intensität. Eine höher Dosis bedeutet nicht mehr Wirkung. Das Gegenteil wurde beobachtet (Glockenform der Dosis / Wirkung Beziehung). Zudem ermöglicht eine geringe Dosis eine feinere Einstellung der individuellen Dosis in Abhängigkeit von Schmerzreduktion und Nebenwirkungen.
Ergebnis
Die Untersuchung zeigt dass eine standardisierte Anwendung von Cannabis in Form von Blüten über den Weg der Inhalation möglich ist. Damit können den Vorlieben der Patienten sowie den Standards für klinische Forschung entsprochen werden.
Die Vorteile dieser Konsumform sind der rasche Wirkungseintritt und genaue Dosierbarkeit. Dies ermöglicht eine Reduktion der Nebenwirkungen und eine optimale individuelle Einstellung.
Auch wenn diese Studie nur eine erster kleiner Schritt ist, der Weg von Cannabis auf dem Weg zum regulären Arzneimitte und Therapieoption ist begonnen.
Keywords: Neuropathische Schmerzen, Chronische Schmerzen, Therapieresistenz, Klinische Studie, Phase 1a, Vaporisieren, Inhalation, Standardisierung
Art der Studie: Phase 1a
Journal: Pain and Palliative Care Pharmacotherapy
Veröffentlichungsdatum: 13. August 2014
n: 8
Eisenberg E, Ogintz M, Almog S.
The Pharmacokinetics, Efficacy, Safety, and Ease of Use of a Novel Portable Metered-Dose Cannabis Inhaler in Patients With Chronic Neuropathic Pain: A Phase 1a Study.
http://www.tandfonline.com/doi/full/10.3109/15360288.2014.941130
Quellen
- Studienlage bei Cannabis als Medizin
https://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2338251
- Diagnose Neuropathische Schmerzen
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16618472
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17888574
http://www.medicalnewstoday.com/articles/147963.php
- Bevorzugte Konsumformen