Joints ohne THC – damit Kiffern das Kiffen ausfährt

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DrogenentzugJoints ohne THC – damit Kiffern das Kiffen ausfährt

Eine Schweizer Firma hat Cannabis ohne THC entwickelt. Es soll jungen schwerstabhängigen Kiffern den Ausstieg ermöglichen – weil sie ihre Rituale beibehalten können.

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Die Rituale rund ums Kiffen, vom Jointdrehen bis zum Zusammensitzen und Rauchen wären mit dem THC-freien Hanf weiterhin möglich.

Die Rituale rund ums Kiffen, vom Jointdrehen bis zum Zusammensitzen und Rauchen wären mit dem THC-freien Hanf weiterhin möglich.

Keystone/Martin Ruetschi

Eine junge Schweizer Firma will mit einem neuen Konzept den Cannabis-Markt aufmischen. «Als einzige Firma in der Schweiz stellen wir ein speziell gezüchtetes biologisch angebautes Cannabis her, das aussieht und riecht wie Drogenhanf, aber praktisch kein THC enthält», sagt Mike Toniolo, CEO der Firma Medropharm. Die Idee von Toniolo: Mit den THC-freien Joints schwerstabhängigen Jugendlichen den Ausstieg zu ermöglichen.

«Das Produkt enthält alle Wirkstoffe wie Cannabis, auch die beruhigende Wirkung der Cannabinoide (CBD), ohne zu berauschen.» Gebe man Jugendlichen dieses spezielle Cannabis zu rauchen, könnten sie ihre Rituale und ihren Freundeskreis beibehalten und gleichzeitig einen Entzug machen.

Ziel: Ganz vom Rauchen weg

Die Firma hat bereits einige wenige Versuche mit Freiwilligen gemacht. Diese seien sehr zufrieden gewesen mit dem Effekt. Toniolo: «Sie konnten eigentlich weiter mit ihren Freunden kiffen, sind dabei aber langsam heruntergekommen.» Nach etwa drei Wochen sei ihnen bewusst geworden, wie benebelt sie vorher gewesen seien und wie viel besser es ihnen jetzt gehe. Toniolo: «Dann hat man eine Chance, sie ganz vom Rauchen wegzubringen.»

Medropharm steht laut eigenen Angaben in Kontakt mit den Arbeitsgruppen, die in Genf, Zürich, Bern und Basel Pilotprojekte in diese Richtung planen. Einer von ihnen ist der Genfer Soziologe Sandro Cattacin. Dieser findet die Idee interessant. «Man weiss, dass viele die beruhigende Wirkung des CBD suchen, wenn sie Hasch rauchen.» Mit diesen THC-freien Produkten könne man eine sogeannte Schadensreduktion erzielen, auch weil das Cannabis unter kontrolliertem Anbau keine Schwermetalle oder Gifte enthalte.

Ähnliche Versuche mit Leicht-Bier

Laut Cattacin gebe es ähnliche Versuche mit Alkoholikern und Leicht-Bier. «Die Alkoholiker müssen dabei nicht auf den Genuss verzichten, reduzieren aber den Alkohol, der ihnen schadet.» Es sei einer der neuen Wege im Suchtbereich. «Man fördert die positive Seite der Droge und bewahrt die Rituale.» Das Ziel sei dabei vor allem, den übermässigen Konsum zu bekämpfen und in gemässigte Bahnen zu leiten.

Ähnlich sieht dies Apotheker Manfred Fankhauser, der selbst medizinisches Cannabis herstellt. «Der Entzug beim Cannabis führt übers Rauchen, davon sind viele Fachleute überzeugt.» Doch Fankhauser kennt auch die Hindernisse. «Die grosse Frage ist, ob das Bundesamt für Gesundheit einen rauchenden Entzug auch nur in einem Pilotprojekt bei Jugendlichen erlauben würde.» Bis jetzt habe der Grundsatz gegolten: Was man rauchen kann, ist im medizinischen Bereich nicht erlaubt.

«Der Teer im Tabak oder Gras ist sehr schädlich für die Lunge»

Genau wegen des Rauchens wäre auch für Toni Berthel, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Drogenfragen, dieser Vorschlag nicht die Methode seiner Wahl. «Denn der Teer im Tabak oder im Gras ist sehr schädlich für die Lunge und das möchten wir vermeiden.»

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