Hier meine Mitschrift Teil 2 „Fragen der SPD #1“ der öffentlichen Anhörung zum Thema Drugchecking des Ausschusses für Gesundheit des Deutschen Bundestages. Sie ist nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, Fehler beim Verstehen und Wiedergegeben des Gesagten und Beobachten können jedoch nicht ausgeschlossen werden. Falls jemand, insbesondere jemand der Zitieren, Fehler findet, kann er sie mir gerne zukommen lassen, ich werde diese Mitschrift dann gerne verbessern. Aussagen in Anführungszeichen sind Zitate. Die Liste der Teilnehmer und ihre Verbände sind hier nachzulesen. Ich habe mir erlaubt einzelne bemerkenswerte Aussagen fett zu markieren.
Graf (SPD): Stellen wir Harm Reduction in den Mittelpunkt, also die Verminderung von sozialen und gesundheitliche Auswirkungen von Drogenkonsum. Beim Spritzentausch und Substitution sind wir uns einig, bei Konsumräumen gehen die Meinungen auseinander. Frage an FDR: Ihre Einschätzung, kann Drugchecking hier ein Instrument sein oder ist es Drogenkonsumförderung? Wie realistisch ist Drugechecking als Sensibilisierung?
Bader (Fachverband Drogen- und Suchthilfe FDR):
- FDR ist ein Verband der Träger, deswegen guter Überblick
- Oberster Gebot der Suchthilfe: Schaden mindern und Kontakt halten
- Wenn man das ernst nimmt => jede mögliche Hilfe anbieten, auch Drugchecking
- Der Ansatz ist den nicht überschaubaren Markt etwas einzudämmen [die Unübersichtlichkeit]
- Und um Vertrauen zu den Professionellen bei den Konsumenten zu entwickeln und Kontakt herzustellen
- Damit die Konsumenten sehen, dass mehr als Drugchecking möglich ist
- Wir teilen nicht die Einschätzung, dass die falschen Signale Probleme machen
- Es ist das Gleiche wie bei Spritzentausch
- Botschaft: Wir möchten nicht, dass sie konsumieren, aber wenn sie es tun, sollten keine zusätzlichen Schäden entstehen
- Das ist ambivalent zu sehen
- Wir sehen nicht, dass es mehr gefährdet, aber es kann sensibilisieren
Lemme (SPD): Ist eine vermeintliche Sicherheit durch Drugchecking die größte Gefahr?
Dahlheim (Städtetag):
- Vorstellung: Gesundheitsamt Düsseldorf, Fachgruppe Sucht und Drogen
- Wir betrachten das differenzierter
- Bei Heroinkonsumenten wird dies nicht beobachtet
- Drugchecking ist Harm Reduciton
- Bei Partydrogenkonsumenten: einige Kommunen haben die Sorge es könnte ggf. verführen
- gegenüber
- Die Effekte sollten wissenschaftlich geprüft werden
Rawert (SPD): Wer kann erreicht werden? Welches signal sendet Drugchecking? Wie kann für die Prävention und Frühintervention wirken?
Kunstmann (Ärztekammer):
- mit den bestehenden Modellen könnten nur wenige der Drogenuser erreicht werden
- Sehr heterogene Szene, in den 90er und 2000er Jahren standen Raves im Vordergrund
- Wir haben aber mehrere Hunderttausende Cannabis- und Opiatuser
- Diese wären nur schwer zu erreichen bzw. geringer Prozentsatz
- Vermeintliche Sicherheit schützt nicht vor Problemen mit der nächsten Drogencharge
- Hier wird das Bild eines gesundheitsbewussten und verbraucherschutzorientieren Konsumenten gezeichnet, das ist nicht der Fall
Bart (Caritas):
- Vorstellung: Drogennothilfe Frankfurt
- Unsere Zielgruppe Polytoxikomane: Heroin, Kokain und Benzos
- 15 fälle in den letzten Jahren, wir bekamen durch die Polizei Hinweise auf gefährliche Substanzen auf dem Markt
- Klienten haben auch was bemerkt, das ist unsere Zielgruppe
- Einzig Harm Reduction kann helfen
- Dass Drogenkonsum schadet, darauf weisen wir genug hin
- Wenn wir Informationen haben, können wir sie an die gesamte Drogenszene weitergeben
- Führt zur Vertrauensbildung, kann aber nur ein Baustein der Drogenhilfe sein
Graf (SPD): Kann Drugchecking ein Beitrag zum Gesundheitsschutz sein, für die, die sich für den Konsum entschieden haben? Wir reden oft über Suchtprävention, ist Drugchecking ein Beitrag zur Suchtprävention?
Schäfer (Aidshilfe):
- In erster Linie ist Drugchecking Risikominderung
- Wir sind anderer Meinung als die Ärztekammer: Viele Drogenkonsumenten haben ein ausgeprägtes Gesundheitsverhalten und sind interessiert
- Drugchecking kann als Suchtprävention wirken, wenn es frühzeitig junge Konsumenten angeboten wird und sie beraten und auf Risiken hingewiesen werden
- Die Entscheidung über den Konsum liegt bei ihnen, wir können nur auf Risiken machen