Das Problem mit Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), den Tabakfeinden vom Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) mit ihren Mitgliedern und Ursprüngen in den Abstinenzverbände (Blaues Kreuz, Guttempler, Kreuzbund und Co.) ist dass sie dazu neigen nur den Wert der Gesundheit zu sehen und andere essenzielle Werte wie die Freiheit des Einzelnen sich selbst zu entfalten unter den Tisch fallen lassen. Logischerweise kommen sie deswegen leicht zur Forderung dass Abstinenz von jeglichen Drogen der optimale Weg sei, entsprechend sind ihre politischen Empfehlungen frei von liberalen (teilweise auch sozialen) Abwägungen. Deswegen tut es Not dass hier gelegentlich auch aus der Forschung der mahnende Ruf kommt: Bleibt mal auf dem Teppich und konzentriert euch auf die Bereiche wo die Probleme massiv sind. So tat es das International Scientific Forum on Alcohol Research unter der Parole „Keine Angst vorm Feierabend-Bier“ in ihrer Kritik am WHO Bericht „Global Status Report on Alcohol and Health 2011“. Auch wenn ich die Aussage des deutsche Epidemiologe Ulrich Keil: „Ein Glas Bier oder Wein am Tag beugt vielen Leiden des Alters vor“ eher weniger hilfreich finde, darf die „Empfehlung der DHS für einen risikoarmen Alkoholkonsum“:
Trinken Sie als Frau pro Tag (an nicht mehr als 5 Tagen in der Woche) nicht mehr als circa 0,3 Liter Bier oder 0,15 Liter Wein/Sekt oder etwa 4 cl einer Spirituose (Likör, Korn, Wermut oder Ähnliches) und trinken Sie als Mann pro Tag (an nicht mehr als 5 Tagen in der Woche) nicht mehr als circa 0,6 Liter Bier oder 0,3 Liter Wein/Sekt oder etwa 8 cl einer Spirituose (Likör, Korn, Wermut oder Ähnliches)“
auch mal offensiv so interpretiert werden:
Wer in der Regel nach dem Feierabend nur 1-2 Bier trinkt, hat keine besonderen Risiken aufgrund des Alkoholkonsums zu erwarten – wenn’s gelegentlich mal mehr wird, dann geht die Person ein gewisses Risiko ein, ebenso wie wenn man den Sport mal wieder ausfallen lässt oder beim Essen einmal der Völlerei den Vorzug gibt.
Unter dem Titel „Facebook-Abstinenz wie Nikotin-Entzug“ diskutierten Suchtexperten die Verwässerung des Suchtbegriffs ohne gleichzeitig die bei einigen Menschen existierende Problematik zu bagatellisieren. Der Psychologe Paul Braunger wird mit den Worten zitiert:
„Wenn man sich immer und immer wieder vornimmt, nur einen gewissen Zeitraum online zu sein, und dann aber nächtelang nicht vom Computer wegkommt, ist das ein ernstes Anzeichen. […] Von Kontrollverlust würde ich dann sprechen, wenn durch derartige Aktivitäten das Leben und die Arbeit eingeschränkt werden. Das kann im schlimmsten Fall bis zur Arbeitsunfähigkeit und dem Verlust des Arbeitsplatzes führen.“
Genau so eine Definition würde ich mir auch beim Drogenmissbrauch wünschen: Wer viel konsumiert zeigt erstmal nur Anzeichen, von einem echten Problem sollte erst gesprochen werden wenn es den wirklich Probleme gibt – der Fakt dass jemand eine gewisse Substanz konsumiert ist alleine zu wenig.
PS: Passivrauchen ist jetzt auch für Schwerhörigkeit bei Jugendlichen verantwortlich. DerStandart berichtet Forscher des NYU Langone Medical Center in New York hätten rausgefunden dass Jugendliche, die Rauch ausgesetzt waren, häufiger an Hörproblemen litten als andere. Persönlich habe ich den Eindruck dass Passivrauchen primär deswegen für ach so viele Dinge verantwortlich ist weil Forschung mit genau dieser Fragestellung unterstützt wird und wer sucht, der findet auch viel – würde man den Konsum von bestimmen Nahrungsmitteln ebenso intensiv untersuchen würde man auch hier feststellen dass es das Risiko für alles mögliche erhöhen könnte. Damit will ich nicht sagen Passivrauchen sei völlig ungefährlich, aber ich vermisse eine vernünftige Gesamtbetrachtung unterschiedlicher Gefahrenquellen und verhältnismäßige Konsequenzen. Eine solche Analyse würde vermutlich zeigen dass die Lärm- und Schadstoffbelastungen sowie Stress gerade für Städter ein gewaltiger Faktor sind, aber da können ja einige Gesundheit-über-alle-Prediger nicht so schön moralisch lästern wie über die pöhsen Raucher_Innen…