Alternative Drogenpolitik

Spritzenautomaten in Deutschland

Ein wichtiges Element der HIV und Hepatitis-Prävention sowie Gesundheitsförderung von intravenös konsumierenden Drogengebraucher_innen sind Spritzenautomaten. Sie bieten eine niedrigschwellige, günstige und rund um die Uhr verfügbare Quelle für sterile Spritzbestecke, Pflegesets sowie Kondome. Zudem dienen sie als Abgabestelle für gebrauchte Spritzen und tragen damit zum Sicherheitsempfinden der Bevölkerung bei. Leider sind Spritzenautomaten keineswegs überall gut verfügbar.

Laut der Deutschen AIDS Hilfe gibt es insgesamt 160 Spritzenautomaten in Deutschland, davon stehen etwa 100 Automaten in Nordrhein-Westfalen. In NRW gibt es insgesamt in 50 Städte mindestens einen Spritzenautomatenbetreiber, in 10 sind es 2 und Bielefeld sogar 3. Die kleinste Stadt mit einem Spritzenautomaten ist Wülfrath mit 21420 Einwohner, die Grenze für den sinnvollen Einsatz von Spritzenautomaten kann damit bei der für Groß- und Mittelstädte und bei mindestens 20000 Einwohner gelegt werden. In Nordrhein-Westfalen gibt es 212 Städte dieser Größe, ganz Deutschland sind es 688. Zieht man von den insgesamt 160 Spritzenautomaten, die 120 ab die in Berlin oder NRW stehen, bleiben nur 40 für die restlichen Städte. 32 stehen in 20 weiteren Städten, bleibt eine Differenz von 8, die sich mit unterschiedlichen Datennbeständen meiner Quelle erklären lassen. In den Städten Bochum, Troisdorf, Wuppertal, Frankfurt, Hamburg und Hannover sollten die dortigen Konsumräume eine niedrigschwellige Möglichkeit des Spritzentauschs auch am Wochenende bieten. 50+1+32+8+6 von 688 ergibt eine Abdeckungsquote von nur 14%. In 6 Bundesländern (neue Bundesländer, Rheinland-Pfalz) existieren keinerlei Spritzenautomaten oder Konsumräume. Von den 187 Städten über 50000 Einwohner verfügen 53+6 bzw. etwa 32% über einen Spritzenautomaten oder ein Konsumraum, bei den Großstädten sind es 33+5 von 80 bzw. 48%. Die größten Sädte ohne Konsumraum stellen die Hauptstädte der Bundesländer ohne jegliches Angebot sowie Mannheim, Karlsruhe und Augsburg.

Bundesländer mit keinen, wenigen, einige und relativ vielen Spritzenautomaten

Spritzenautomaten in Deutschland stehen nur Menschen außerhalb von Justizvollzugsanstalten zur Verfügung, wer diese staatlichen Institutionen besucht, wird bezüglich seiner Gesundheitsversorgung zum Menschen dritter Klasse.

 

Datenquelle und weitere Informationen: spritzenautomaten.de und saferuse-nrw.de

Liste der Städte in Nordrhein-Westfalen, die mindestens einen Spritzenautomatenbetreiber haben: Aachen, Ahlen, Alsdorf, Bielefeld, Bonn, Bottrop, Castrop-Rauxel, Detmold, Dorsten, Dortmund, Duisburg, Düren, Düsseldorf, Emmerich, Emsdetten, Erkrath, Eschweiler, Essen, Gelsenkirchen, Gevelsberg, Gladbeck, Gronau, Hagen, Hamm, Herford, Herne, Ibbenbüren, Iserlohn, Kleve, Köln, Krefeld, Lengerich, Lünen, Marl, Menden, Minden, Mönchengladbach, Münster, Neuss, Oberhausen, Olpe, Paderborn, Rheine, Solingen, Unna, Velbert, Viersen, Witten, Wülfrath, Wuppertal

Weitere Städte mit Spritzenautomaten: Schleswig Holstein: Kiel; Bremen (6); Niedersachsen: Ennigerloh, Salzgitter, Hildesheim (2), Oldenburg (2), Osnabrück (2), Wolfsburg; Baden-Württemberg: Böblingen (2), Freiburg (2), Kehl, Lahr, Lörrach, Offenburg, Stuttgart (2); Bayern: München, Nürnberg (2); Saarland: Saarbrücken; Berlin (20); Hessen: Marburg, Stadtallendorf

Grundlage für Karte_Spritzenautomaten.png war dieses Bild.

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