Festschrift VISION e.V. – 25 Jahre Widerstand

Festschrift VISION e.V. - 25 Jahre Widerstand
Festschrift VISION e.V. – 25 Jahre Widerstand

In dieser Festschrift nimmt die historische Betrachtung der Arbeit des VISION e.V. – Verein für innovative Drogenselbsthilfe – gegründet als Junkie Bund Köln e.V. im Jahr 1990 – einen großen Stellenwert ein. Neben chronologischen Betrachtungen der Vereinshistorie kommen hier auch langjährige Besucher und Mitarbeiter zu Wort, die in Interviews ihre Erfahrungen mit der Entwicklung des Vereins im Laufe der Jahre schildern.

Aus dem Inhaltsverzeichnis:

Akzeptanz und Niedrigschwelligkeit? Ist wirklich drin, was drauf steht?

Ist hier auch wirklich der Respekt vor der Entscheidung des Einzelnen, ein Leben mit oder ohne Drogen zu führen, zu finden? Treffen wir nicht vielmehr Niedrigschwelligkeit ohne Akzeptanz an? In vielen Fällen wird Akzeptanz dahingehend missdeutet, dass lediglich das Defizit der DrogengebraucherInnen, aktuell an der Abstinenzvorgabe zu scheitern, phasenweise toleriert wird.

Substitution – Von der Normalität weit entfernt

Auf der einen Seite schuf der Methadon-Modellversuch in NRW erst die Grundlage für die Gründung des Junkie Bund Köln. Gleichzeitig gibt es aber auch nach über 25 Jahren Substitutionsbehandlung nach wie vor viele Defizite. Bei der Substitution handelt es sich um eine Behandlung, die durch ein rigides Regelwerk flankiert wird.

Fachveranstaltungen – Vier Fachtage vorgestellt

Wir konnten besonders in den letzten 5 bis 10 Jahren immer wieder unsere Fachkompetenz darstellen, indem die Qualität der Arbeit kontinuierlich anwuchs und damit auch neue Arbeitsfelder erschlossen wurden. Darüber hinaus ist es dem Verein gelungen, auch mit eigenen Fachveranstaltungen, Tagungen, Schulungen und ähnlichem auf sich aufmerksam zu machen.

Der Brunnen – Entstehung eines Gedenkortes

Mit der am 21. Juli 2014 eröffneten zentralen Gedenkstätte für verstorbene Drogengebraucher bekommen Angehörige, Freunde und Bekannte einen gemeinsamen Ort zum Trauern und Erinnern.

EDITORIAL

Liebe Leserin und lieber Leser,

in diesem Jahr haben wir Grund zu feiern: VISION e.V., gegründet als Junkie Bund Köln e.V. im Jahr 1990, begeht in diesem Jahr sein 25. Vereinsjubiläum. Das „silberne“ Jubiläum werden wir im September unter anderem mit einem Empfang im Gürzenich und einem Fachtag zum Thema „Legalisierung“ begehen.

In dieser Festschrift nimmt die historische Betrachtung der Arbeit des Vereins einen großen Stellenwert ein. Neben chronologischen Betrachtungen der Vereinshistorie kommen hier auch langjährige Besucher und Mitarbeiter zu Wort, die in Interviews ihre Erfahrungen mit der Entwicklung des Vereins im Laufe der Jahre schildern. In den 25 Jahren seit der Gründung hat sich vieles verändert. Forderungen des Vereins aus der Anfangszeit, wie die Substitutionsbehandlung von Opiatkonsumenten, sind in Deutschland bereits seit längerer Zeit flächendeckend Realität und werden von Politik und Medizin nicht mehr ernsthaft in Frage gestellt. Auch der Verein selbst hat sich gewandelt: Während es sich anfangs um eine Selbsthilfe von Betroffenen handelte, fand mit der Anstellung pädagogischer Mitarbeiter eine Veränderung der Arbeit und eine Ausweitung der Angebote statt. Ein Sinnbild für diese Umgestaltung ist auch die Änderung des Vereinsnamens von Junkie Bund Köln e.V. in VISION e.V. im Jahr 2008.

Kontinuität gibt es hingegen bei unseren politischen Zielen und unserem Leitbild. Wir setzen uns weiterhin für die Entkriminalisierung des Drogenkonsums und die Akzeptanz des Lebensstils aller Konsumenten ohne Vorbedingungen ein. Nur unter dieser Prämisse ist eine Drogenpolitik möglich, unter der die Menschenwürde jedes Einzelnen gewahrt bleibt. Ein wichtiges aktuelles Thema bildet hierbei neben der Forderung nach einem vereinfachten Zugang zur Originalstoffvergabe die Vergabe von Naloxon als Notfallmedikament an Drogengebraucher. Ziel muss es an dieser Stelle sein, Menschenleben zu retten und Risiken zu minimieren.

Dass für unsere Arbeit und unsere Forderungen auch nach 25 Jahren noch ein Bedarf besteht, zeigen die Zahlen: 37 Drogentote in Köln im letzten Jahr sind 37 zu viele! Hier wartet auch künftig noch viel Arbeit auf uns, sowohl im politischen Bereich als auch in der alltäglichen praktischen Arbeit mit Betroffenen. Die in den vergangenen 25 Jahren errungenen Erfolge in Zeiten schrumpfender öffentlicher Haushalte fortzusetzen, bildet eine Herausforderung, der die Mit glieder, die Mitarbeiter und der Vorstand von VISION e.V. sich mit großem Engagement auch künftig stellen werden.

Für die in 25 Jahren geleistete Arbeit möchten wir uns bei allen aktuellen und früheren Mitarbeitern, ob haupt- oder ehrenamtlich, ob als Sozialstündler oder als Vorstand, herzlich bedanken. Nur durch Euch stehen wir da, wo wir heute sind.